Ministerium: Weiterer Investitionsbedarf am Uniklinikum
Am Universitätsklinikum Jena muss nach Einschätzung des Thüringer Wissenschaftsministeriums weiter kräftig in Bauten für Forschung und Studentenausbildung investiert werden. Dringend nötig seien ein Haus der Lehre am zentralen Standort in Jena-Lobeda, ein Forschungsbau für die Psychiatrie in der Innenstadt und ein Neubau für die Ausbildung von Zahnärzten, sagte Wissenschaftsstaatssekretär Carsten Feller am Freitag in Erfurt. Derzeit sei sein Haus dazu in Gesprächen mit dem Finanz- und dem Infrastrukturministerium. «Wir wollen gestaffelt bis 2030 den Baubedarf decken», sagte Feller, der dem Verwaltungsrat von Thüringens einzigem Universitätsklinikum vorsteht.
Trotz der umfangreichen Investitionen in den vergangenen 20 Jahren in Lobeda sei das Raumangebot für Forschung und Lehre dort zu gering, sagte Thomas Kamradt, wissenschaftlicher Vorstand des Klinikums.
Allein beim Haus der Lehre für Medizinstudierende wird Feller zufolge derzeit mit einem Finanzbedarf von schätzungsweise 100 Millionen Euro gerechnet, die das Land als Betreiber des Klinikums übernehmen müsste. Beim Psychiatrie-Forschungsbau, bei dem sich Bund und Land in die Kosten teilen, sei mit rund 70 Millionen Euro zu rechnen. Der Bau ist Teil des Deutschen Zentrums für psychische Gesundheit, zu dem auch die ostdeutschen Unikliniken in Magdeburg und Halle gehören.
Zugleich müssten wegen des erheblichen Bedarfs an Zahnärzten, die in den Ruhestand gehende Praxisinhaber ersetzen sollen, mehr Studierende der Zahnmedizin ausgebildet werden, sagte Kamradt. Dafür reichten die Räume allerdings nicht aus. Derzeit beginnen jährlich 57 junge Menschen in Jena ein Studium der Zahnmedizin. Die Zahl der Humanmedizin-Studienplätze in Jena war vom Land bereits von 260 auf 286 aufgestockt worden.
Koordinierende Rolle für Kliniken in Thüringen
In der Krankenversorgung soll das Jenaer Klinikum auch wegen der von der Bundesregierung geplanten Klinikreform künftig eine stärker koordinierende Rolle in Thüringen einnehmen. Es arbeite bereits in Netzwerken mit Krankenhäusern vor Ort zusammen, die bestimmte spezielle medizinische Angebote nicht vorhalten könnten, sagte der medizinische Vorstand Otto Witte. Das gelte etwa für die Versorgung von Schlaganfallpatienten, Verletzten oder Krebskranken. Zudem übernehme es die Weiterbildung von Ärzten. Die Reform werde diesen Trend verstärken, wobei sich das Jenaer Klinikum als Partner anderer Kliniken sehe. Am Uniklinikum Jena wurden den Angaben zufolge im vergangenen Jahr knapp 46.000 Menschen stationär und rund 517.000 Menschen ambulant behandelt.
Wirtschaftlich sei das vergangene Jahr ein schwieriges gewesen, sagte Staatssekretär Feller. Die Patientenzahlen in dem 1400-Betten-Haus hätten das Vor-Corona-Niveau nicht wieder erreicht, zugleich seien während der Pandemie erfolgte Ausgleichszahlungen für abgesagte Operationen 2023 nicht weiter geleistet worden. Er rechne deshalb mit einem Defizit, nachdem es das Jenaer Klinikum über Jahre hinweg geschafft habe, ein Plus beim Betriebsergebnis zu erzielen.
Hauptfinanziers des Klinikums sind die Krankenkassen, die die Finanzierung der Krankenbehandlung übernehmen, sowie das Land, das einen Zuschuss von in diesem Jahr rund 100 Millionen Euro für Forschung und Lehre zahlt, zudem fließen Drittmittel etwa der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Zum Uniklinikum Jena gehören 32 Kliniken und Polikliniken und mehr als zwei Dutzend Forschungsinstitute und wissenschaftliche Arbeitsgruppen mit insgesamt knapp 7000 Beschäftigten.
Links
© dpa-infocom, dpa:240412-99-649506/3