Ministerium rechnet mit sinkendem Personalbedarf
  • Nachrichten

Ministerium rechnet mit sinkendem Personalbedarf

06.06.2023

Das Thüringer Bildungsministerium geht von einem geringeren Personalbedarf in Kindergärten in den kommenden Jahren aus. Aufgrund der demografischen Entwicklung in Thüringen werde es in vielen Regionen bald deutlich weniger Kinder im Kindergartenalter geben, sagte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Auch neuere Entwicklungen wie die Flucht Tausender Menschen infolge des Ukraine-Krieges nach Thüringen würden an diesem grundsätzlichen Trend nichts ändern. «Mögliche Szenarien sind in Konsequenz dieser Prognosen örtlich auch Schließungen von Kindergärten oder entsprechende Umnutzungen», sagte der Sprecher.

Mit Blick auf ganz Thüringen rechnet das Bildungsministerium damit, dass ab etwa Mitte der 2030er Jahre noch etwa 10 400 Vollzeit-Kindergärtnerinnen und -Kindergärtner gebraucht werden, um nach den derzeitigen Standards alle Kinder zu betreuen, die dann im entsprechenden Alter sind. Wie vielen Erzieherinnen und Erziehern diese Stellenzahl genau entspricht, lässt sich nicht sagen, weil im Kindergartenbereich viele Frauen und Männer in Teilzeit arbeiten. Auf eine rechnerische Vollzeitkraft kommt damit oft mehr als eine Person.

Zum Vergleich: Nach den Daten des Ministeriums lag der Bedarf an pädagogischem Fachpersonal in den Kindergärten des Freistaats 2019 noch bei etwa 13 000 Vollzeit-Stellen, im Jahr 2024 soll er bei etwa 12.000 Stellen liegen. «Bei gleichbleibenden Standards werden die Personalbedarfe, thüringenweit betrachtet, sinken», sagte der Sprecher. Allerdings würden trotzdem weiterhin neue Fachkräfte benötigt, weil in den nächsten Jahren viele in den Ruhestand wechseln.

Absehbar ist, dass vor allem in Erfurt, Jena und Weimar die Nachfrage nach Kindergartenplätzen und damit auch nach Erzieherinnen und Erziehern hoch bleiben wird. Nach der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung des Landesamtes für Statistik kann Erfurt mit einem Einwohnerplus von 1,1 Prozent gegenüber 2021 rechnen. Für Weimar sagen die Statistiker ein Plus von 4,8 Prozent voraus und für Jena von 0,5 Prozent. In allen anderen kreisfreien Städten Thüringens und allen Landkreisen wird die Bevölkerung den Prognosen zufolge dagegen bis 2042 teilweise massiv zurückgehen. Am deutlichsten wird das demnach in der kreisfreien Stadt Suhl geschehen, die in den nächsten Jahrzehnten etwa jeden vierten Einwohner verlieren wird. In solchen Regionen wird die Nachfrage nach Kindergartenplätzen tendenziell sinken.

Schon heute sei der Auslastungsgrad der Kindergärten je nach Kommune unterschiedlich, sagte der Sprecher des Ministeriums. Während zum Stichtag 1. März 2022 in Erfurt etwa 94 Prozent aller zur Verfügung stehenden Kindergartenplätze belegt gewesen seien, seien es in Suhl nur etwa 83 Prozent und im Landkreis Greiz sogar 80 Prozent gewesen.

Sollte der Bedarf an Kindergärtnerinnen und -gärtnern in den nächsten Jahren sinken, könnte das nach Einschätzung des Ministeriums auch eine Chance dafür bieten, die Betreuungsschlüssel für die Jüngsten in den Einrichtungen zu verbessern. Denn wenngleich Thüringen im Bundesvergleich über relativ viele Kindergartenplätze verfügt: Noch immer betreuen eine Erzieherin beziehungsweise ein Erzieher in Thüringen in der Regel deutlich mehr Kinder, als das in vielen anderen Bundesländern der Fall ist.

© dpa-infocom, dpa:230606-99-953511/2

Teilen: