Ministerin: Logistikprobleme sorgen für Supermarkt-Lücken
Die Lebensmittelversorgung in Thüringen und Deutschland ist nach Angaben von Landwirtschaftsministerin Susanna Karawanskij trotz des Ukraine-Kriegs gesichert. «Wir nehmen die Lage ernst», sagte die Linken-Politikerin am Dienstag in Erfurt. Aber niemand müsse sich Sorgen über die Verfügbarkeit von Lebensmitteln machen. Bei Getreide liege der Selbstversorgungsgrad in Deutschland beispielsweise bei etwa 100 Prozent. Auf Hamsterkäufe sollte verzichtet werden. Ähnlich äußerte sich der Präsident des Thüringer Bauernverbands, Klaus Wagner.
«Was wir an Lücken in den Supermarktregalen sehen, ist vor allem auf die angespannte Lage in der Logistikbranche zurückzuführen», so die Ministerin. Viele Lkw-Fahrer seien ausgefallen - unter anderem wegen Corona-Infektionen, aber auch weil die Ukraine ihre männliche Bevölkerung zur Landesverteidigung einberufen habe. Europaweit seien bisher 130.000 Lkw-Fahrer aus der Ukraine unterwegs gewesen. Zu rechnen sei allerdings mit höheren Lebensmittelpreisen - weil die Kosten für Kraftstoffe, Energie und Düngemittel deutlich gestiegen seien.
Eine kurzfristige Umstellung des Anbaus in Thüringen sei kurzfristig weder möglich noch nötig, sagte der Bauernpräsident. «Die Felder sind zu 90 Prozent bestellt.» Raps werde im August gesät, Weizen im September. Überlegungen, möglicherweise mehr Sonnenblumen als bisher in Thüringen anzubauen, würden schon daran scheitern, dass das Saatgut derzeit nicht verfügbar sei.
Karawanskij kündigte an, dass wie im Trockenjahr 2018 Brachflächen für den Anbau von Tierfutter genutzt werden sollen. Eine entsprechende Landesverfügung würde erlassen. Zudem sollten künftig mehr Eiweißpflanzen für Viehfutter angebaut werden.
Bei Helfern, die bisher vor allem bei der Ernte von Erdbeeren, Spargel, Kirschen und Äpfeln eingesetzt würden, zeichneten sich derzeit keine Probleme ab. Sie kämen vor allem aus Polen und Rumänien nach Thüringen.
Die Linken-Politikerin sprach sich dafür aus, in Deutschland die Agrardieselvergütung anzupassen und bei Benzin und Diesel eine zeitlich begrenzte Steuersenkung vorzunehmen. «Die Niederlande machen es vor.» Zudem müsste der Lebensmittelverschwendung in Deutschland gesetzlich ein Riegel vorgeschoben werden. 18 Millionen Tonnen Lebensmittel würden jährlich weggeworfen oder vernichtet.
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