Die Sportschützen Nick Godau (l) und Louis Zwingmann trainieren mit ihren Luftpistolen., © Swen Pförtner/dpa/Archivbild
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Mehr Thüringer Sportschützen in weniger Vereinen

20.08.2022

Die Thüringer Schützenvereine haben immer stärker mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. «Neue Mitglieder unter 40 Jahren kommen kaum nach, das macht uns schon Sorgen», erklärt Mirko Poltermann, Präsident des Schützenvereins Geratal Elxleben. Wenngleich die Mitgliederzahl in seinem Verein seit Jahren bei um die 150 liege und zuletzt leicht angestiegen sei, fehle es vielerorts an jungen Mitgliedern.

Ähnlich bewertet auch Michael Gohritz, Geschäftsführer im Thüringer Schützenbund, die Lage. Wie bei vielen anderen Vereinen seien durch die Corona-Pandemie zwei Jahrgänge fast komplett weggefallen. Es sei schwierig, das wieder aufzuholen. Die Zahl der Mitgliedsvereine sei in den vergangenen Jahren unter anderem aufgrund von Corona von vorher 481 auf jetzt 475 gefallen. Grundsätzlich sei der Schießsport aber gefragt, erklärt Gohritz. Manche Vereine, die während der Pandemie aufgeben mussten, würden sich bereits wieder neu formieren. In den Vereinen des Verbands seien aktuell zwischen 18.000 und 19.000 Schützen organisiert, die Tendenz sei leicht steigend.

Auch in der Schützengesellschaft Worbis sei die Mitgliederzahl in den vergangenen Jahren von 68 auf 88 kontinuierlich angestiegen, erklärt der Vorsitzende Marko Godau. Mit 15 Jugendlichen habe der Verein aktuell vermutlich eine der größten Jugendabteilungen im Schützenwesen in Thüringen. Das jüngste Mitglied in seinem Verein sei 9 Jahre alt, das älteste 82. Eine ausgewogene Mischung aus alt und jung sei wichtig.

«Das einzige, was ich traurig finde, ist der Umstand, dass sich immer noch so wenige Frauen im Schießsport engagieren», so Godau. Schießen sei sehr lange eine reine Männerdomäne gewesen, diese Wahrnehmung ändere sich nur sehr langsam. «Dabei beobachten wir bei den weiblichen Schützen ein großes Interesse und sehr gute Ergebnisse.» Eine Beobachtung, die auch Gohritz bestätigt: Derzeit seien es vor allem Frauen, die sich in Thüringen für die Olympischen Spiele qualifizierten.

Probleme sieht der Schützenbund vor allem im geplanten Verbot von bleihaltiger Munition auf den Schießständen. Es gebe derzeit keinen adäquaten Ersatz, der ähnlich zuverlässige Ergebnisse bringe wie herkömmliche Munition. Mirko Poltermann fordert zudem, dass die Qualifikation für Wettkämpfe dringend den realen Gegebenheiten angepasst werden und zeitgemäßer werden müssten. Aufgrund der geringen Schützenanzahl bei Wettkämpfen sei es vorgekommen, dass an den Kreismeisterschaften, die eine Voraussetzung für die Landesmeisterschaften seien, nur ein einziger Teilnehmer gemeldet war. Zudem müsse es möglich sein, sich wie in anderen Bundesländern digital für Wettkämpfe zu registrieren.

Was Trends angeht, wird Gohritz zufolge das Lichtpunktschießen für Jugendliche und Kinder beliebter. Auch der Bogensport finde immer mehr Anhänger, aus Bayern käme verstärkt der Trend des Blasrohrschießens nach Thüringen. Grundsätzlich unterscheiden sich die Entwicklungen aber je nach Schwerpunkt des jeweiligen Vereins. Im Freistaat hat der Schießsport Gohritz zufolge vor allem in der Region um die Waffenstadt Suhl und in Nordthüringen viele Anhänger.

Die 12 Mitglieder der paralympischen Schießsport-Nationalmannschaft der Ukraine, die zu ihrem Schutz in Suhl untergekommen waren, seien inzwischen fast alle wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, so Gohritz. Die Athleten waren im April in Folge des Ukraine-Kriegs aus Odessa evakuiert worden und in Thüringen untergekommen.

© dpa-infocom, dpa:220820-99-455548/3

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