Mehr Lehrstellen und weniger Bewerber in Thüringen
In Thüringen sind vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch viele Lehrstellen unbesetzt geblieben. Bis September hatten Unternehmen im Freistaat rund 13.000 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag mitteilte. Das seien 400 mehr als im Vorjahr und 1100 mehr als 2021 gewesen. Rund 1600 unbesetzten Lehrstellen standen Ende September den Angaben nach rund 300 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz gegenüber.
Insgesamt hatten sich von Oktober 2022 bis September 2023 in Thüringen rund 7800 junge Menschen bei den Arbeitsagenturen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz registrieren lassen. Das waren 300 Bewerber weniger als noch im vergangenen Jahr. «Auf 100 Lehrstellen in den Betrieben kommen rund 60 Jugendliche», sagte der Chef der Regionaldirektion, Markus Behrens. Damit sei es für Jugendliche weiterhin sehr günstig, mit einer attraktiven Ausbildung in die berufliche Zukunft zu starten.
Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen in Thüringen sei ungebrochen hoch. Dennoch hätten zahlreiche Firmen keinen Azubi gefunden, sagte Behrens. Einerseits passten die Vorstellungen auf der Bewerberseite nicht mit den Angeboten und Anforderungen der Ausbildungsberufe überein. Auf der anderen Seite glaubten immer noch viele Jugendliche, dass der Weg zum beruflichen Glück nur durch ein Studium zu erreichen sei.
Der DGB Hessen-Thüringen forderte, die sozialen Rahmenbedingungen für die Auszubildenden zu verbessern. So seien Azubi-Wohnheime nach dem Modell der Studentenwohnheime eine sinnvolle Maßnahme, um die duale Ausbildung attraktiver zu machen.
Die Regionaldirektion verwies auf Alternativen für diejenigen, denen der direkte Einstieg in die Ausbildung nicht gelungen sei. Möglich sei beispielsweise eine Einstiegsqualifizierung - also ein betriebliches Praktikum von vier bis zwölf Monaten, welches im Übernahmefall auf die Dauer der Ausbildung angerechnet werden kann.
Auf Seiten der Betriebe gelte es, zu überlegen, ob für sie auch Bewerber mit ungünstigeren Startchancen in Frage kämen. Dazu gehörten Jugendliche mit einem Handicap genauso wie junge Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund.
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