Ein Mann sitzt an einem Bahnhof vor einem Regionalzug auf der Bank., © Tom Weller/dpa/Symbolbild
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Mehr Berufspendler trotz Jobangeboten in Thüringen

20.02.2023

Schlechte Nachricht für den Thüringer Arbeitsmarkt: Trotz vieler Jobangebote und Fachkräftemangels im Freistaat ist die Zahl der Berufspendler in andere Bundesländer gestiegen. Gleichzeitig kommen aber auch mehr Menschen aus anderen Bundesländern nach Thüringen zur Arbeit, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Montag mitteilte. «Wenn die Infrastruktur und die Arbeitsbedingungen stimmen, werden Jobs in der Heimat für viele Menschen immer attraktiver», sagte der Chef der Regionaldirektion, Markus Behrens.

Nach den Zahlen der Regionaldirektion waren von den insgesamt 854.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Wohnort Thüringen Mitte vergangenen Jahres 126.100 Berufspendler. Damit arbeitete jeder siebte Thüringer Arbeitnehmer in einem anderen Bundesland. Das waren 1800 mehr als im Jahr zuvor.

Die Zahl der Menschen, die nach Thüringen zur Arbeit kamen, lag nur bei 74.400 - jedoch mit steigender Tendenz. 2021 waren es erst 71.500 Einpendler. Die Daten stammen laut Regionaldirektion von Juni 2022.

Gewerkschafter, aber auch Arbeitsmarktexperten sehen den Grund für die Diskrepanz in dem im Ländervergleich noch immer niedrigen Verdienstniveau in Thüringen sowie in der im allgemeinen geringen Tarifbindung der Unternehmen.

Die meisten Thüringer - 33.600 - pendelten ins wirtschaftlich starke Bayern, weitere 22.400 ins Nachbarland Sachsen und weitere 20.900 zum westlichen Nachbarn Hessen. Die Regionaldirektion analysierte auch das Qualifikationsniveau der Auspendler. Danach arbeiteten 72.600 als Fachkraft, 36.500 als Spezialist und 16.800 als Helfer. Das Gros arbeitete in der Industrie anderer Bundesländer (28.300). Aber auch das Kfz-Gewerbe profitierte anderswo von 16.300 Thüringern. Weitere große Beschäftigungsbereiche für Pendler aus Thüringen waren mit jeweils 12.100 das Gesundheits- und Sozialwesen sowie das Baugewerbe.

Von den 74.400 Einpendlern kamen 17.800 aus Sachsen, 14.500 aus Sachsen-Anhalt, 10.200 aus Bayern und 7700 aus Hessen. Rund 5700 Arbeitnehmer hatten ihren Wohnort im Ausland, arbeiteten aber in Thüringen.

«Das Pendeln zur Arbeit gehört zum Berufsleben dazu, weil die passende Arbeitsstelle nicht in jedem Fall am Wohnort verfügbar ist», sagte Behrens. Nach seiner Einschätzung wissen aber viele Auspendler nicht, welche Jobangebote regionale Unternehmen hätten. Zudem habe die Zeit während der Corona-Pandemie gezeigt, dass Digitalisierung es ermögliche, mobil und über weite Distanzen zu arbeiten.

Thüringen versucht seit Jahren, Pendler zurückzuholen. Regelmäßig gibt es Pendlertage mit Informationen zu Beschäftigungsmöglichkeiten. Im Schnitt etwa 10.000 Jobangebote von einigen Tausend Arbeitgebern mit Sitz in Thüringen bietet die Stellenbörse der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung (ThAFF). Um ein Stellenangebot aufgeben zu können, müssen Betriebe laut ThAFF einen Sitz in Thüringen haben - Leih- und Zeitarbeitsfirmen seien nicht zugelassen.

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