Lehrermangel hat Auswirkungen auf öffentlichen Nahverkehr
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Lehrermangel hat Auswirkungen auf öffentlichen Nahverkehr

20.11.2022

Der Lehrermangel in Thüringen bringt die Fahrpläne der Busse im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) immer wieder durcheinander. «Der Lehrermangel schlägt bei uns in den ÖPNV durch», sagte der Geschäftsführer des Verbandes Mitteldeutscher Omnibusunternehmen (MDO), Tilmann Wagenknecht, in Erfurt. Grund seien Unterrichtsausfall und Anrufe der Schulen bei den Busunternehmen, dass Kinder nicht stundenlang warten könnten und vorzeitig abgeholt werden müssten.

Wenn Busse vormittags nochmals kurzfristig zur Schülerbeförderung einspringen müssten, könne das je nach der Ausstattung der Unternehmen Auswirkungen auf den Linienverkehr haben, sagte Wagenknecht. «Das ist die Kehrseite der Integration des Schülerverkehrs in den Linienverkehr.»

Nach Angaben von Verbandspräsident Mario König - er leitet selbst ein Busunternehmen im Unstrut-Hainich-Kreis - kommen solche Hilferufe von Schulen wegen Stundenausfalls nicht täglich, aber «ein- bis zweimal pro Woche» vor.

Nach Verbandsangaben sind in Thüringen etwa 2000 Linienbusse unterwegs. Ihre Zahl, aber auch das Netz, das sie bedienen, sei in den vergangenen Jahren stark optimiert worden. Erst etwa 30 Busse seien mit E-Antrieb unterwegs. Probleme bereite den Unternehmen neben anstehenden Investitionen in neue Elektrobusse auch ein latenter Mangel an Busfahrern.

Nach Schätzungen des Verbandes fahren in Thüringen bis zu zwei Drittel der Schüler mit dem Öffentlichen Nahverkehr. Es bestehe angesichts der Diskussion um das Deutschland-Ticket für 49 Euro und ein eigenes Thüringer Junge-Leute-Ticket für 28 Euro die Hoffnung, dass das Angebot im öffentlichen Nahverkehr vor allem in ländlichen Regionen ausgebaut werde, sagte König.

Einen negativen Einfluss auf die Busunternehmen hätten Schulschließungen. «Das macht den ÖPNV teurer» - das Liniennetz würde ausgedünnt, wenn die Schüler in einer Art Sternverkehr nur noch an eine zentrale Stelle in einer Region gebracht werden müssten. Die Konsequenz sei, «Busse stehen dann vormittags rum».

Nach Angaben des Bildungsministeriums gibt es in Thüringen mehr als 251 000 Schülerinnen und Schüler an 967 allgemein- und berufsbildenden Schulen. Einer Prognose zufolge wird bis Jahresende mit bis zu 10 000 ukrainischen Schülern im Freistaat gerechnet. Das verschärfe den ohnehin gravierenden Lehrermangel. Laut CDU-Fraktion sind für die erwarteten 10 000 zusätzlichen Schüler mindestens 500 weitere Pädagogen nötig.

© dpa-infocom, dpa:221120-99-590894/2

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