Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, kommt zu einem Termin., © Hendrik Schmidt/dpa
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Landesbischof Kramer: Antisemitismus ist Sünde

22.11.2023

Der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer hat den sich verschärfenden Antisemitismus in Deutschland verurteilt. Er sei erschrocken und entsetzt über die Beifallsbekundungen für den Terror der Hamas und darüber, dass sich Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht mehr sicher fühlten, sagte Kramer am Mittwoch in Erfurt zum Auftakt der Herbstsynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). «Antisemitismus ist Sünde, hier kann es keine Relativierung geben.»

Gleichzeitig sei die Situation der Zivilbevölkerung in Gaza zu beklagen. «Wir bleiben in doppelter Solidarität mit den Menschen in Israel und in Palästina verbunden. Beides ist nicht gegeneinander zu setzen und braucht einen differenzierten Blick», betonte Kramer. Der Krieg im Nahen Osten könne nur mit der Freilassung der Geiseln ein Ende finden. Die islamistische Hamas und die israelische Regierung haben sich zuletzt auf eine viertägige Feuerpause im Gaza-Krieg und den Austausch von 50 Geiseln gegen palästinensische Gefangene geeinigt.

Die Landessynode will auf ihren viertägigen Treffen in Erfurt unter anderem über den Doppelhaushalt für 2024 und 2025 abstimmen und sich mit sexualisierter Gewalt in der Kirche befassen. «Wir müssen uns konfrontieren lassen von dem, was Betroffene durchlitten haben und welch furchtbare Folgen das für ihre gesamte Lebensbiografie hat», sagte Kramer. Es sei wichtig, Betroffenen zuzuhören, damit ihr Leiden und ihre Verletzungen zur Sprache kämen.

Der Ansprechstelle zum Schutz vor sexualisierter Gewalt wurden laut dem Landesbischof im vergangenen Jahr sechs Grenzverletzungen gemeldet - in diesem Jahr seien es bislang zwölf Fälle gewesen. Von 2012 bis 2023 seien in der EKM an 20 Betroffene Anerkennungsleistungen in Höhe von 352.000 Euro ausgezahlt worden. Zwei Personen hätten darüber hinaus Unterstützungsleistungen in Höhe von 20.000 Euro bekommen. Mit diesen Leistungen wird erlittenes Unrecht von der Landeskirche anerkannt.

Die EKM hat nach eigenen Angaben rund 638.000 Mitglieder in mehr als 3000 Kirchengemeinden und 37 Kirchenkreisen überwiegend in Thüringen und Sachsen-Anhalt.

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