Landesbank rechnet mit 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum
Nach einer Prognose der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) kann der Freistaat in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent rechnen. «Das ist eigentlich nicht so schlecht; auch angesichts der demografischen Entwicklung», sagte Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud, am Dienstag in Erfurt. Bundesweit erwarte die Helaba ein Wachstum von 1,7 Prozent.
Der Bevölkerungsschwund, vor allem der Thüringer im arbeitsfähigen Alter, werde zunehmend zu einer Wachstumsbremse, so Traud. Um so wichtiger würden Zuwanderung und die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt.
Nach Daten des Statistischen Landesamtes sinkt die Zahl der Thüringer im erwerbsfähigen Alter im Zeitraum bis 2040 um ein Viertel. Jena ist danach die einzige Stadt, die ihr derzeitiges Niveau halten kann.
Positiv auf Thüringens wirtschaftliche Entwicklung wirke sich die gute industrielle Basis aus, sagte die Helaba-Volkswirtin. Sie habe durch Digitalisierung und Automation zudem in den nächsten Jahren die Chance, ihre Effizienz weiter zu verbessern. Bereits heute gehöre Thüringen zu den drei Bundesländern in Deutschland mit dem geringsten Ausstoß des Treibhausgases CO2.
Die Wachstumsprognose für dieses Jahr wäre allerdings hinfällig, wenn es zu einem schnellen Lieferstopp von Öl und Gas aus Russland käme. In diesem Fall rechne die Landesbank «mit zwei Jahren Rezession in Folge».
Kritisch äußerte sich Traud zur Entscheidung der Bundesregierung, die Kraftstoffpreise für drei Monate zu subventionieren und das 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr einzuführen. Sie rechne mit Mitnahmeeffekten, sagte sie. Aus ihrer Sicht wäre es besser gewesen, das Geld für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur einzusetzen und nur den Menschen zu helfen, die das angesichts der hohen Energiepreise brauchten. «Offenbar wollte man aber kurzfristige Erfolge haben», sagte Traud.
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