Kommunen suchen Bleibe für Flüchtlinge
Viele Kreise, Städte und Gemeinden in Thüringen suchen Wohnungen und Unterbringungsmöglichkeiten für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Entsprechende Aktionen laufen derzeit unter anderem in Jena, Erfurt, dem Ilm-Kreis, den Kreisen Greiz und Saalfeld-Rudolstadt, aber auch kleineren Städten wie Bad Liebenstein.
Migrationsminister Dirk Adams (Grüne) sowie Hilfsorganisationen rechnen damit, dass die Zahl der Menschen aus der Ukraine, die Schutz auch in Thüringen suchen, von der kommenden Woche an deutlich steigt. Sollte der Flüchtlingsstrom durch den Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt, weiter anhalten, müssten zu den etwa 3000 Unterbringungsmöglichkeiten von Land und Kommunen, die jetzt relativ schnell zu aktivieren seien, weitere geschaffen werden. «Wir werden in diesem Fall wieder Objekte in Thüringen anmieten müssen», sagte Adams der Deutschen Presse-Agentur. «Daran arbeiten wir.»
Das Landratsamt Greiz geht vor allem von Frauen mit Kindern aus, die vor dem Krieg nach Deutschland flüchten. «Gesucht werden abgeschlossene Wohnräume, in denen die Frauen mit ihren Kindern angemessen Quartier beziehen können. Ideal sind natürlich bereits möblierte Wohnungen, das ist aber keine Bedingung», erklärte das Landratsamt.
Jena berichtete am Freitag, es würden immer mehr Meldungen von Bürgerinnen und Bürgern eingehen, die privat Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellen möchten. Die Angebote würden nach und nach geprüft. «Die Versorgung der bereits angekommenen Flüchtlinge in Jena hat zunächst Priorität», erklärte die Stadtverwaltung. Das Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt hat nach eigenen Angaben auch Kontakt zu Wohnungsunternehmen aufgenommen, um Unterkünfte zu organisieren.
Adams erwartet, dass der Bund in nächster Zeit die Aufnahme von geflüchteten Menschen aus der Ukraine koordiniert. Derzeit kommen viele in den großen Städten, vor allem Berlin, an. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat bereits eine bundesweite Koordination und damit die Unterstützung der anderen Bundesländer angeregt.
Nach Angaben des Migrationsministers können in Thüringen in einem ersten Schritt 500 Unterkünfte in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Suhl und 2500 in Gemeinschaftsunterkünften oder Wohnungen der Kommunen zur Verfügung gestellt werden. «Diese Unterkünfte sind relativ schnell aktivierbar.» Bisher wurden diese Unterkünfte nur vereinzelt genutzt - Geflüchtete kamen zumeist bei Freunden, Bekannten oder Unterstützern unter.
Die Liga Freie Wohlfahrtspflege in Thüringen geht von einem längeren Aufenthalt der Geflüchteten in Deutschland aus. Bund und Land müssten die nötigen Mittel bereitstellen und aktuelle Kürzungen im Bereich der Betreuung und Integration zurücknehmen. Die Liga warnte vor Tendenzen, «zwischen guten und schlechten Flüchtlingen zu unterscheiden». «Wir dürfen die Menschen, die aus Syrien oder Afghanistan fliehen, nicht vergessen und schlechter stellen», erklärt der LIGA-Vorsitzende Stefan Werner.
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