2022: Knapp 260 Menschen mit anonymen Krankenschein geholfen
In Thüringen haben in diesem Jahr bislang 257 Menschen ohne eigene Krankenversicherung bei akuten Gesundheitsproblemen medizinische Hilfe über einen anonymen Krankenschein erhalten. Damit wurden 337 Behandlungen ermöglicht, teilte die Koordinierungsstelle des Hilfsnetzwerks Anonymer Krankenschein am Montag mit. Unter den Menschen, denen geholfen wurde, seien auch rund 100 Geflüchtete aus der Ukraine gewesen, sagte die Projektkoordinatorin Carola Wlodarski. Sie hätten insbesondere Medikamente benötigt.
Den anonymen Krankenschein bei akuten Erkrankungen gibt es in Thüringen seit 2017. Das Angebot richtet sich beispielsweise an deutsche Staatsbürger, die ihren Versicherungsschutz verloren haben. Dies betreffe häufig Menschen, die zuvor privat krankenversichert waren, sich die Beiträge aber nicht mehr leisten könnten, so Wlodarski. Auch EU-Bürger und Menschen aus Drittstaaten ohne ausreichenden Krankenversicherungsschutz oder legalen Aufenthaltsstatus erhielten auf diese Weise medizinische Hilfe.
Der anonyme Krankenschein wird von 35 Ärzten, die das Netzwerk unterstützen, ausgegeben. Die Behandlung ist mit dem Schein in allen Thüringer Arzt- und Zahnarztpraxen und Krankenhäusern möglich. Neben den Kosten für Akutbehandlungen werden auch jene für die Schwangerenversorgung, für von der Ständigen Impfkommission empfohlene Impfungen und Vorsorgeleistungen aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen vom Land übernommen.
In diesem Jahr stehen Wlodarski zufolge 350.000 Euro für das Hilfsprojekt zur Verfügung, darin sind Behandlungs- und Personalkosten enthalten. Zum Vergleich: Die Kosten allein für ambulante und stationäre Behandlungen gesetzlich Krankenversicherter bewegen sich in Thüringen jährlich um die 3 Milliarden Euro. Seit 2017 wurden für 1182 Menschen in 2021 Fällen die Behandlungskosten durch den anonymen Krankenschein getragen.
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