Keller verurteilt Nutzung des «Judensterns» bei Corona-Demos
In Thüringen haben Vertreter des Parlaments, der Regierung sowie von Vereinen und der Kirchen der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. In einer Gedenkstunde anlässlich des Jahrestages der Befreiung der überlebenden Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz im Thüringer Parlament warnte Landtagspräsidentin Birgit Keller am Donnerstag vor Geschichtsvergessenheit und verurteilte die Verwendung des nationalsozialistischen Zeichens des «Judensterns» bei Corona-Demonstrationen. «Es ist nichts anderes als die Verhöhnung der Opfer, die in ihrer Dreistigkeit erschüttert und schier fassungslos macht», sagte Keller.
Wer den gesellschaftlichen Status der Ungeimpften mit dem Schicksal der millionenfach ermordeten Juden in Beziehung setze, bewege sich Lichtjahre außerhalb jeglicher Diskussionskultur. Ein «Judenstern» ist eine den Juden von den Nationalsozialisten aufgezwungene Kennzeichnung, die sie stigmatisierte.
Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von Soldaten der Roten Armee befreit. Keller sagte, dass die millionenfachen Morde der Nationalsozialisten das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte seien.
Vize-Ministerpräsidentin Anja Siegesmund (Grüne) wies darauf hin, dass sich zunehmend Menschen unter dem «Deckmantel der freien Meinungsäußerung» von grundlegenden Prinzipien des Rechtsstaates abwenden. «Unsere freiheitliche Kultur darf nicht dafür genutzt werden, dass Menschen mit hetzerischem und geschichtsvergessenem Gedankengut in der Menge untertauchen und unbehelligt ihre Agenda verfolgen können», mahnte sie.
Bereits am Mittwoch hatte auch der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, es als unerträglich bezeichnet, dass Rechtsextremisten aktuelle Themen wie die Corona-Krise vereinnahmten und rechte Bedrohungen und Gewalttaten zunehmen.
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