Kammer sieht dramatische Lage im Handwerk
Die Handwerkskammer Erfurt sieht viele Handwerker durch explodierende Energiepreise und fehlende Fachkräfte in einer Notlage. «Unsere Wirtschaft droht auf einen Herzinfarkt zuzusteuern», sagte der Geschäftsführer der Kammer, Thomas Malcherek, am Dienstag in Erfurt. Grund seien ineinandergreifenden Krisen durch den Krieg in der Ukraine, hohe Inflation und die Corona-Pandemie.
Handwerksbetriebe gerieten an die Grenze ihrer Möglichkeiten, sagte Malcherek. Sie würden teilweise Verlustgeschäfte einfahren, «wenn sie sich mit Aufträgen über mehrere Monate gebunden haben und nun die Preise explodieren». Zudem stornierten Kunden angesichts der Preisentwicklung Aufträge.
Trotzdem seien die Auftragsbücher immer noch gut gefüllt - vielen Betrieben fehlte jedoch das nötige Personal, um Aufträge zu erledigen. Das Handwerk berichtet seit einigen Jahren vom Mangel an Fachleuten in verschiedenen Gewerken.
Von der Politik erwarteten die Betriebe mehr unternehmerischen Freiraum, die Förderung von Investitionen oder die Verringerung zusätzlicher Belastungen. «Wir müssen unabhängiger bei Lieferketten und Energieversorgung werden», äußerte Malcherek. Angesichts nötiger Infrastrukturinvestitionen müssten Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Die duale Ausbildung sollte aus Sicht des Handwerks wieder mehr Gewicht und Anerkennung bekommen - auch im Vergleich zur akademischen Ausbildung.
Zum Handwerk in Thüringen gehören knapp 30.000 Betriebe mit fast 150.000 Beschäftigten. Der Jahresumsatz lag vor der Corona-Pandemie bei rund elf Milliarden Euro.
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