Jugendverband schildert Fälle von sexualisierter Belästigung
Der Jugendverband Solid hat beim Bundesparteitag der Linken ein striktes Vorgehen gegen Sexismus und sexualisierte Übergriffe in der Partei gefordert. Eine Gruppe junger Leute schilderte am Freitagabend etliche Fälle stellvertretend für die Betroffenen.
Zum Beispiel habe die Mitarbeiterin eines Bundestagsabgeordneten, die im Aufzug mit ihrem Chef fuhr, von einem anderen Genossen den Kommentar anhören müssen: «Die ist ja hübsch, bisschen groß vielleicht, aber im Liegen ist das ja auch egal.» Eine Frau sei mit den Worten begrüßt worden: «Na du geiles Stück, siehst ja wieder richtig schick aus.» Eine Frau habe berichtet, wie ein Parteimitglied «aggressiven Sex (wollte), dem sie nicht zugestimmt hatte».
Einer Person sei auf den Po geschlagen worden, es sei darüber gescherzt worden, Frauen an die Brüste zu fassen. Auch von einer Vergewaltigung berichteten die jungen Leute, ohne Namen zu nennen. Sie forderten auf einem Transparent: «Stoppt diesen Täterschutz». In den vergangenen Monaten hätten sich unzählige Personen mit Sexismuserfahrungen gemeldet, sagte Jan Schiffer von der Parteijugend. Parteivertreter hätten jedoch nicht adäquat reagiert, sondern bisweilen Verschwörungstheorien hinter der MeToo-Debatte bei der Linken vermutet.
Die Debatte hatte vor Wochen mit einem Artikel des «Spiegel» über Sexismusvorwürfe im Landesverband Hessen begonnen. Beim Parteitag hatte die Vorsitzende Janine Wissler nachmittags gesagt: «Bei allen Frauen, denen wir bisher nichts oder wenig anbieten konnten, wenn ihnen Unrecht widerfahren ist, möchte ich mich aufrichtig entschuldigen», sagte sie. Sie kündigte am Rande des Parteitags neue Sanktionsmöglichkeiten gegen Mitglieder der Partei an, die sich durch Übergriffe schuldig machen.
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