Jenoptik-Vorstand schraubt Erwartungen hoch: Sorge um Glas
Der Thüringer Technologiekonzern Jenoptik profitiert von vielen Bestellungen aus der Halbleiterindustrie und hebt seine Geschäftsprognose für 2022 an. Erwartet werde nach einem «hervorragenden ersten Halbjahr» nun ein Umsatz zwischen 930 und 960 Millionen Euro bei weiter verbesserter Profitabilität, sagte der Vorstandsvorsitzende der Jenoptik AG, Stefan Traeger, am Mittwoch am Konzernsitz in Jena. Ursprünglich waren mindestens 900 Millionen Euro angepeilt worden. 2021 lag der Konzernumsatz noch bei 751 Millionen Euro.
«Wichtig ist, dass die Glasindustrie weiter produzieren kann. Dann kommen wir gut durch das Jahr», sagte Traeger der Deutschen Presse-Agentur. Jenoptik braucht Glas für seine optischen Geräte und Ausrüstungen. Für eine stabile Energieversorgung der Glasindustrie, die einen ihrer Schwerpunkte in Thüringen hat, wird derzeit an Konzepten gearbeitet, um die Abhängigkeit von Gas zu verringern.
Traeger verwies darauf, dass Jenoptik seine Produktionskapazitäten für die Halbleiterindustrie mit der Investition in eine neue Fabrik in Dresden erweitern wird. «Der erste Spatenstich soll in den nächsten Monaten erfolgen. Damit wird unser Standort in Dresden ausgebaut.» Rund 70 Millionen Euro würden in eine Reinraum-Fabrik fließen, in der Mikrooptiken und Sensoren gefertigt werden sollen. Jenoptik liefert Maschinen und Ausrüstungen für Chiphersteller.
In den ersten sechs Monaten verbuchte der börsennotierte Jenaer Konzern einen Umsatz von 447,2 Millionen Euro - ein Plus von rund 36 Prozent. Die Auftragsbücher füllten sich, auch durch Bestellungen aus der Medizintechnik und anderen Industriebereichen. Der Auftragseingang lag nach Unternehmensangaben rund 37 Prozent über dem Vorjahreszeitraum und belief sich auf 608,6 Mio Euro.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag im ersten Halbjahr nach Unternehmensangaben bei 36,9 Millionen Euro und damit unter dem Vergleichswert im Vorjahr von 42,7 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 25,6 Millionen Euro. Traeger nannte als Grund für den Rückgang beim Ertrag einen Sondereffekt im vergangenen Jahr durch eine Unternehmenstransaktion.
Jenoptik hat Ende Juni seine Militärtechniksparte endgültig verkauft. «Wir können nicht alles gleichzeitig machen», sagte Traeger. Der Konzern wolle sich auf sein Kerngeschäft mit Optik und Lasern konzentrieren. Die Militärsparte, die unter der Dachmarke Vincorion zusammengefasst ist, ging an einen Fonds des britischen Finanzinvestors Star Capital Partnership.
Der Thüringer Konzern beschäftigt nach eigenen Angaben derzeit rund 4300 Mitarbeiter, davon rund 1500 in Jena.
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