Jeder Zehnte verlässt in Thüringen die Schule ohne Abschluss
Im vergangenen Schuljahr hat jeder zehnte Thüringer Schüler seine Schullaufbahn ohne offiziellen Abschluss beendet. Das geht aus Zahlen des Thüringer Bildungsministeriums hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Demnach verließen 1856 junge Erwachsene die Schule ohne Abschluss, dies waren 10,1 Prozent aller Schulabgänger.
Das Bildungsministerium wies darauf hin, dass die Zahlen auch jene Schüler enthalten, die an Förderschulen Bildungsgänge zur Lernförderung und zur individuellen Lebensbewältigung absolviert und auch ein entsprechendes Zertifikat erhalten haben. Diese sind aber nach den Regeln der Kultusministerkonferenz (KMK) keine anerkannten Schulabschlüsse. Würde man diese Schüler in der Statistik abziehen, läge der Anteil von Schülern ohne Abschluss bei 6,9 Prozent.
Der trotzdem hohe Anteil spiegelt nach Einschätzung des Ministeriums die Krisen der vergangenen Jahre wider. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie seien weiter präsent. Außerdem gebe es Herausforderungen durch Migration und den weiter bestehenden Lehrermangel, erklärte ein Sprecher. Die oppositionelle CDU warf der rot-rot-grünen Landesregierung bildungspolitisches Versagen vor. Dies «kostet jetzt unsere Kinder Lebenschancen», wurden CDU-Landeschef Mario Voigt und der Bildungsexperte der CDU-Landtagsfraktion, Christian Tischner, am Donnerstag von einem Parteisprecher zitiert.
Hingegen verwies die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Astrid Rothe-Beinlich, neben dem hohen Altersdurchschnitt der Lehrkräfte und dem hohen Krankenstand auf Langzeitfolgen der Bildungspolitik früherer Jahre. «Ein Hauptgrund ist aus unserer Sicht der Lehrkräftemangel, der eine immer noch spürbare Folge des faktischen Einstellungsstopps bis 2014/15 ist», erklärte sie. Bis zum Antritt von Rot-Rot-Grün Ende 2014 wurde Thüringen von CDU-geführten Landesregierungen regiert, zumeist waren CDU-Politiker Bildungsminister.
In Thüringen erhalten derzeit 37 Schulen Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds, die nach Angaben des Ministeriums zum großen Teil mit besonders hohen Quoten von Schülerinnen und Schülern ohne Abschluss konfrontiert sind. «Auch das im kommenden Schuljahr beginnende Startchancen-Programm unterstützt Schulen dabei, den Zusammenhang zwischen sozialer Benachteiligung und Bildungsbenachteiligung aufzubrechen», so der Sprecher.
Im Schuljahr 2022/23 verließen den Daten zufolge 18.452 Jugendliche die Schule - 16.596 von ihnen mit einem Abschluss in der Tasche. 5273 Schülerinnen und Schüler machten Abitur - das waren 28,6 Prozent aller Schulabgänger.
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