Interesse an Kommunalwahlen etwas geringer als 2019
Die Kommunalwahlen in Thüringen sind am Sonntag auf ein etwas geringeres Interesse als vor fünf Jahren gestoßen. Bis 16.00 Uhr hatten 46,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, wie das Statistische Landesamt mitteilte. Briefwähler sind in dieser Zahl nicht enthalten.
Bei den Kommunal- und Europawahlen 2019 hatte die Wahlbeteiligung zu diesem Zeitpunkt bei 48,5 Prozent gelegen. 1,74 Millionen Wahlberechtigte waren zur Wahl unter anderem von 13 Landräten, 94 Oberbürgermeistern und Bürgermeistern, 17 Kreistagen und mehr als 600 Stadt- und Gemeinderäten aufgerufen.
Es war die erste derart umfassende Kommunalwahl seit 1994. Bei den Kommunalwahlen 2019 handelte es sich um die Direktwahlen von Landräten, Oberbürgermeistern und Bürgermeistern. Die Wahl gilt als Stimmungstest vor der am 1. September anstehenden Landtagswahl.
Mit Spannung wird das Abschneiden der in Thüringen vom Landesverfassungsschutz als erwiesen rechtsextrem eingestuften AfD erwartet. Mit Blick darauf hatten viele Hunderte Menschen am Samstag in mehreren Thüringer Städten für ein weltoffenes Thüringen und gegen Rechtsextremismus demonstriert. Allein in Erfurt kamen am Tag vor den Kommunalwahlen bis zu 2000 Menschen zu einer Kundgebung zusammen, wie die Polizei mitteilte.
Vor allem bei Oberbürgermeisterwahlen in kreisfreien Städten und bei Landratswahlen mit mehreren Bewerbern wird damit gerechnet, dass keiner der Kandidaten bereits am Sonntag die absolute Mehrheit im ersten Anlauf erreicht. Kommt kein Politiker auf die erforderliche Mehrheit von mehr als der Hälfte der abgegebenen gültigen Stimmen, so entscheiden Stichwahlen am 9. Juni.
Zum Anteil der Briefwähler machte das Landesamt zunächst keine Angaben. In der kreisfreien Stadt Weimar etwa hatte sich das Briefwahlinteresse im Vergleich zur Kommunalwahl 2019 nach Angaben der Stadtverwaltung kräftig erhöht. Fast 20 Prozent der Wahlberechtigten hätten Briefwahlunterlagen angefordert, teilte die Stadt am Sonntag mit. Der tatsächliche Briefwähleranteil werde sich erst bei der Auszählung zeigen.
Tausende Wahlhelfer waren am Sonntag im Einsatz. Unregelmäßigkeiten waren zunächst nicht bekannt, hieß es vom Statistischen Landesamt. Auch die Polizei meldete zunächst keinerlei Vorkommnisse im Zusammenhang mit den Kommunalwahlen.
Am Rande der Stimmabgabe kam es in einem als Wahllokal genutzten Schulgebäude in Bad Köstritz (Landkreis Greiz) zu einem Todesfall. Eine Wählerin sei auf dem Weg zum Wahllokal vor der Stimmabgabe kollabiert und gestorben, sagte die Greizer Kreiswahlleiterin Yvonne Gensicke auf Anfrage. Die Wahl sei danach weitergeführt worden. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt. Die «Ostthüringer Zeitung» hatte berichtet, eine Wählerin sei im Vorraum zum Wahllokal beim Warten kollabiert und daraufhin gestorben.
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