Innovationskraft im Westen profitierte mehr von Einheit
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Innovationskraft im Westen profitierte mehr von Einheit

03.03.2023

Die deutsche Wiedervereinigung vor mehr als 30 Jahren hat nach einer Untersuchung von Wissenschaftlern vor allem die Innovationskraft der alten Bundesländer gestärkt. Die Analysen hätten deutlich gemacht, «dass sich die Intensität der Innovationsaktivitäten im Westen seit Mitte der 1990er deutlich besser entwickelt als im Osten - der Osten fällt im Innovationsbereich also immer stärker zurück», teilte die Jenaer Friedrich-Schiller-Universität am Freitag mit. Die Untersuchung stamme von Wirtschaftswissenschaftlern aus Jena sowie der Universitäten Groningen und Utrecht.

Sie sei im Rahmen eines vom Bundesforschungsministerium geförderten Projektes entstanden. Es habe sich mit den Folgen der deutschen Teilung auf regionale Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland im Innovationsbereich beschäftigt.

Verglichen worden seien die Patentanmeldungen pro Kopf in Ost- und Westdeutschland von 1877 bis zum Jahr 2015. «Durch diese lange Zeitspanne konnten wir zum einen sichtbar machen, dass vor dem Zweiten Weltkrieg keine Ost-West-Unterschiede in der Intensität des Innovationsgeschehens vorlagen», erklärte der Wissenschaftler Michael Wyrwich. Ausgehend von 1991 habe es einen Anstieg der Innovationsaktivitäten sowohl in West- als auch in Ostdeutschland gegeben.

«Allerdings steigt diese Kurve im Westen wesentlich steiler an als dies in den Gebieten der ehemaligen DDR der Fall ist», äußerte der Jenaer Professor Michael Fritsch. Dabei seien die Innovationen im Osten vor allem auf Leuchtturmregionen wie Jena und Dresden konzentriert. Ein Grund sei, dass Doppelstrukturen in Forschung und Entwicklung nach der Wiedervereinigung überwiegend zu Lasten des Ostens beseitigt wurden. «Westdeutsche Forscher verdrängten also ostdeutsche Forscher», so Fritsch. Zudem seien viele qualifizierte ostdeutsche Forscher und Entwickler in den Westen abwandert.

Noch gebe es keine Konvergenz (Annäherung) zwischen Ost und West im Innovationsgeschehen. «Wenn der Osten aber wirtschaftlich aufholen soll, dann muss er schneller wachsen als der Westen - und dafür braucht es Innovationen», erklärten die Wissenschaftler.

© dpa-infocom, dpa:230303-99-818336/2

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