ICE-Trasse Fulda-Gerstungen soll über Bad Hersfeld führen
Die ICE-Neubaustrecke zwischen dem osthessischen Fulda und Gerstungen in Thüringen soll über Bad Hersfeld führen. Diese Route werde bei den weiteren Planungen als Vorzugsvariante zugrundegelegt, teilte die Deutsche Bahn am Freitag anlässlich einer Sitzung des Beteiligungsforums mit. Von dem zusätzlichen Fernverkehrshalt in Bad Hersfeld sollen Menschen und Wirtschaft profitieren. Zudem sei die Variante besonders umweltfreundlich und landschaftsschonend: Weit über die Hälfte der 41 Kilometer langen Trasse sollen im Tunnel oder in nicht bewohntem Gebiet verlaufen.
Hinzukomme ein Kostenvorteil von rund 600 Millionen Euro im Vergleich zu den zuletzt noch betrachteten Varianten. Insgesamt sind für das Projekt nach Angaben einer Bahn-Sprecherin Baukosten von rund vier Milliarden Euro veranschlagt. Mit der geplanten Strecke werde ein «echter Flaschenhals im Netz» beseitigt und die wichtige Verbindung zwischen Frankfurt und Berlin gestärkt, erklärte Jens Bergmann, Vorstand Infrastrukturplanung und -projekte der Bahntochter DB Netz. Allein zwischen Fulda und Erfurt seien die Züge mindestens zehn Minuten schneller unterwegs. «Außerdem integrieren wir den Knotenbahnhof Erfurt optimal in das Schienennetz - das ist eine wichtige Voraussetzung für den Deutschlandtakt.»
Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir erklärte, die Anbindung von Bad Hersfeld an den Fernverkehr sei seit jeher ein zentrales Anliegen des Landes gewesen. Der Ausbau schaffe die Möglichkeit für ein verbessertes Angebot im Nahverkehr und verringere die nächtliche Lärmbelastung der Menschen. «Wir brauchen mehr Schiene», betonte Al-Wazir mit Blick auf den Umwelt- und Klimaschutz. Es müssten Alternativen zum Auto- und Kurzstrecken-Flugverkehr geschaffen werden. «Das, was hier gebaut wird, wird für die nächsten Jahrhunderte gebaut.»
Auch der Bad Hersfelder Bürgermeister Thomas Fehling zeigte sich über die Auswahl der Trassenvariante erfreut. «Die heutige Entscheidung ist eine Generationenentscheidung zum Wohle der Stadt und des Umlandes.» Er geht davon aus, dass der Trassenbau in den kommenden 10 bis 15 Jahren die Verkehrsführungen in und um Bad Hersfeld grundlegend verändern wird. «Das bietet große Chancen, heutige Verkehrsengpässe zu beseitigen und Bad Hersfeld für eine neue, zukunftsfähige, klimafreundliche Mobilität aufzustellen.»
Die Bahn plant den Bau zwei neuer Gleise. Damit könnten die Fernverkehrszüge getrennt von den Zügen des Nah- und Güterverkehrs auf einer eigenen Trasse fahren und seien damit schneller und verlässlicher unterwegs, erläuterte das Unternehmen. Der Entscheidung ging seit 2018 ein Verfahren voraus, bei dem viele Streckenführungen verglichen wurden. Die nun ausgewählte Trasse soll die Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg bei Langenschwarz (Landkreis Fulda) verlassen und im Tunnel nach Bad Hersfeld verlaufen. Von dort führt sie wiederum im Tunnel Richtung Ronshausen (Landkreis Hersfeld-Rotenburg), um dann östlich der Gemeinde auf die bestehende Strecke Richtung Gerstungen einzufädeln.
Dank der geplanten weitgehenden Untertunnelung werden sich bei der Variante nach Angaben einer Bahn-Sprecherin dauerhafte Waldverluste «sehr in Grenzen halten». Zwar werde es etwa im Bereich der Tunnelportale zu Eingriffen kommen, die aber nach der Bauzeit wieder aufgeforstet würden. Die Umweltschutzverbände BUND und Nabu seien in das Beteiligungsforum eingebunden. Die Bahn erstelle nun die Unterlagen für das weitere Verfahren und bereite Baugrunduntersuchungen vor. Der Dialog zum Bahnprojekt Fulda-Gerstungen soll wie gewohnt weitergehen. Das nächste Treffen des Beteiligungsforums ist im Herbst geplant.
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