Horwitz wird 65: «Älterwerden hat mich schwerst beschäftigt»
Schauspieler und Sprecher Dominique Horwitz wird seinen 65. Geburtstag (23.4.) in der Berliner Philharmonie verbringen. «Das passiert mir sehr oft, dass ich an meinem Geburtstag arbeite. Was mich überhaupt nicht stört, denn dieser Tag interessiert mich nicht. Mich interessieren Geburtstage grundsätzlich nicht», sagt Horwitz in Weimar. «Auf der Welt zu sein, ist etwas, wofür man gar nichts kann.» Ganz anders verhalte es sich mit Jubiläen. Eine 30-jährige Betriebszugehörigkeit etwa gehöre gebührend gefeiert, ebenso der 25. Hochzeitstag.
Ob Horwitz' Geburtstag dennoch im Nachgang gefeiert wird, ist unklar. «Wenn andere mich feiern würden, das würde ich mir schon gefallen lassen. Ich fürchte, es könnte mir sogar richtig Spaß machen», sagt er. Sich selber feiern, sei aber «gelinde gesagt albern». Nach Berlin geht es für Horwitz weiter zu einem Auftritt nach Frankfurt/Oder. «Und dann fahre ich nach Hause und habe wieder ein bisschen Zeit für mich und meine Frau und meine Tiere.» Zuhause ist für Horwitz ein Haus am Rande der Thüringer Stadt Weimar. Eine Katze, drei Hunde, die Kinder sind aus dem Haus. «An meinem Leben sind die Projekte das Aufregendste. Ansonsten ist es völlig unaufgeregt», sagt der sich selbst als alt bezeichnende Mann. «Ich werde in neun Monaten Rente kriegen. Und Rente bekommen bekannterweise nicht die Jungen.» Das sei nach 46 Jahren Arbeit aber auch okay.
Den Bart, der sein Gesicht aktuell schmückt, hat er sich für den Dreh einer Netflix-Serie in Marseille wachsen lassen. Bis Ende Juli muss er bleiben. Sieht er damit alt aus? «Exakt. Und ich finde es großartig.»
Diese Gelassenheit war nicht immer da, sondern musste sich erst einstellen. «Das Älterwerden hat mich schwerst beschäftigt. Und zwar von meinem 55. Geburtstag an bis zum 59.. Also vier Jahre. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens», erzählt Horwitz. Damals habe er die tief sitzende Angst gehabt, Projekte und Sachen, die er sich vorgenommen hatte, für die er brannte, nicht mehr umsetzen zu können - weil die Zeit davonläuft. «Noch nie hat für mich die Uhr so schnell getickt, wie in diesen vier Jahren. Ich wurde richtig panisch.»
Altwerden sei «das Schlimmste und Überflüssigste, was einem passieren kann». Das «Altsein» hingegen sei geradezu unterhaltsam. «Für die nächsten Jahrzehnte habe ich mir also folgendes vorgenommen: soviel wie möglich gemeinsam mit meiner Frau erleben, beruflich aufregende und beseelte Projekte umsetzen, und mit 80 die langsam eintretende Vergreisung willkommen heißen. Mit 100 sterbe ich dann, und höre noch meine Frau sagen: «Irgendwann muss auch gut sein!»» Egal ob er Theater spielt, Konzerte gibt, Romane schreibt, Musikabende und Shows produziert oder inszeniert - es muss ihn wirklich interessieren und inspirieren. Inzwischen gelte aber: Weniger ist mehr. «Wenn ich ehrlich bin, denke ich nur an eins: das Leben zu genießen. Mit meinem Beruf. Und auch ohne», tönt Horwitz.
Ende des Jahres will er etwas Neues wagen und im Berliner Schloßparktheater ein französisches Boulevardstück spielen. Verabredungen sind bis 2024 getroffen. An gelebtes Rentendasein ist somit eher nicht zu denken.
«Eins ist sicher: Ich werde irgendwann mal den Punkt finden, an dem ich dann sage: So, und jetzt ist endgültig Feierabend. Und dann wird auch tatsächlich mit dem Spielen Schluss sein. Irgendwann muss man auch mal mit dem Erwachsenwerden anfangen.»
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