Hort, Schule, Unis: Streik im Bildungssektor in Thüringen
Wegen eines geplanten Warnstreiks müssen sich die Menschen in Thüringen auf Einschränkungen an Schulen einstellen. Die Gewerkschaft GEW hat Tausende Landesbeschäftigte für Dienstag zu einem Warnstreik aufgerufen. Es zeichne sich eine hohe Beteiligung ab, sagte ein Sprecher der GEW Thüringen am Montag. Demnach rechne man allein mit mehr als 1000 Beschäftigten, die sich aus Thüringen nach Leipzig auf den Weg machten, um dort an einer Kundgebung teilzunehmen.
Betroffen sein könnte im Freistaat vor allem die Hortbetreuung an den Schulen. Anders als in vielen anderen Bundesländern sind Horterzieherinnen und -erzieher in Thüringen direkt beim Land angestellt - und damit vom Aufruf zur Arbeitsniederlegung betroffen. In Thüringen gibt es 3176 Erzieherinnen und Erzieher im Schulhort, wie das Bildungsministerium auf Nachfrage mitteilte.
Lehrer sind im Freistaat oft verbeamtet, deshalb dürften die Auswirkungen auf den Unterricht etwas geringer ausfallen. Nach Angaben des Bildungsministeriums gibt es in Thüringen 11.714 verbeamtete und 5114 angestellte Lehrer. Hinzu kommen im Landesdienst 712 Sonderpädagogische Fachkräfte etwa 100 Pädagogische Assistentinnen und Assistenten. Von den 808 Lehramtsanwärtern sind 807 verbeamtet auf Probe. Eine Ministeriumssprecherin sagte, man gehe davon aus, «dass Schülerinnen und Schüler die Schule besuchen können».
Nach GEW-Angaben werden am Dienstag an etlichen Schulen im Hortbereich «alle oder weitgehend alle Erzieherinnen und Erzieher ihre Arbeit niederlegen», wie die GEW vorab informierte. Die hohe Beteiligung zeige den Bedarf an deutlichen Gehaltszuwächsen in Zeiten einer hohen Inflation, teilte Thüringens GEW-Chefin Kathrin Vitzthum mit. «Mit einer Teilzeitstelle im Hortbereich ist es einfach sehr schwierig, aktuell gut über die Runden zu kommen.»
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sagte, er unterstütze die Beschäftigten in ihrer Tarifauseinandersetzung, sie hätten ein Lohn-Plus verdient. Inflation und Preissteigerung machten auch bei ihnen nicht Halt. Zudem gebe es Personalmangel. «Bei den Haushaltsverhandlungen in Thüringen sollte es daher keine Kürzungen im Bildungsbereich geben, die sich auf die Lehrergewinnung und die Attraktivität des Berufs negativ auswirken», mahnte Holter.
Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent Gehaltserhöhung, mindestens aber 500 Euro monatlich. Die dritte Runde der Tarifverhandlungen für Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Länder ist für den 7. und 8. Dezember geplant.
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