Holter will Reserven gegen Lehrermangel erschließen
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter hat weitere Maßnahmen im Kampf gegen den Lehrermangel in Aussicht gestellt. «In Thüringen bin ich mit den Lehrerverbänden in vertrauensvollen Gesprächen, um gemeinsam ein Paket zu schnüren, um weitere Maßnahmen gegen den Lehrermangel auf den Weg zu bringen», schrieb der Linke-Politiker am Freitag beim Kurznachrichtendienst Twitter. Dabei sollten auch Reserven im Bildungssystem erschlossen werden. Nähere Details nannte Holter zunächst nicht, eine Sprecherin verwies auf laufende Gespräche.
Zuletzt hatte ein früherer Bildungsstaatssekretär mit seiner Kritik an den Stunden, die Lehrerinnen und Lehrer für bestimmte Sonderaufgaben erhalten, für Aufregung gesorgt. Er hatte unter anderem moniert, dass es beispielsweise für Klassenleitungsaufgaben teilweise solche Abminderungsstunden gebe. Vor allem Gewerkschaften hatten empört auf diese Kritik reagiert.
Holter schrieb nun bei Twitter, einseitige Vorschläge, die ausschließlich zu einer weiteren Mehrbelastung der Lehrerschaft führten, gingen in die falsche Richtung. Lehrerinnen und Lehrer arbeiteten mehr, als es die reine Zahl der Unterrichtsstunden allein ausdrücke. Zugleich verwies Holter darauf, dass sich die Lehrkräfte auf ihre pädagogischen Aufgaben konzentrieren können sollen. Dafür habe man beispielsweise Stellen für Verwaltungsassistenzen und pädagogische Assistenzen geschaffen.
Verwaltungsassistenten werden in Thüringen bereits eingesetzt. Sie sollen vor allem die Schulleitungen entlasten, die sich in der Vergangenheit über zunehmende Verwaltungsaufgaben beklagt hatten. Ein Gesetzentwurf von Linke, SPD und Grüne für eine Änderung des Thüringer Schulgesetzes sieht vor, dafür auch eine gesetzliche Grundlage zu schaffen. Ob die geplante Novelle aber eine Mehrheit im Parlament findet, ist offen.
Der akute Lehrermangel in vielen Bundesländern beschäftigt auch die Kultusministerkonferenz (KMK) regelmäßig. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der KMK hatte Ende Januar Empfehlungen zur Eindämmung der Personalnot vorgelegt. Demnach sollten ein höheres Unterrichtspensum für Lehrkräfte geprüft, weniger Teilzeitmöglichkeiten eingeräumt und gegebenenfalls auch größere Klassen gebildet werden. In der Beschränkung von Teilzeitarbeit sahen die Experten die «größte Beschäftigungsreserve».
Nach Daten des Thüringer Bildungsministeriums arbeitete im Schuljahr 2021/2022 an staatlichen Schulen nur jede zehnte Lehrkraft unter 30 Jahren in Teilzeit. Im Alter 30 bis 39 waren es 22 Prozent, bei Lehrern zwischen 40 und 49 Jahren arbeitete ein Viertel der Lehrer in Teilzeit. Den Daten zufolge betrug der durchschnittliche Beschäftigungsumfang an den staatlichen Schulen 94,8 Prozent. Im Schuljahr 2021/2022 gab es an Thüringer staatlichen Schulen 20.110 Lehrerinnen und Lehrer - davon waren 5322 Lehrer in Teilzeit und 14 788 Lehrer in Vollzeit beschäftigt.
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