Helmut Holter, Thüringer Minister für Bildung, Jugend und Sport., © Michael Reichel/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
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Holter für Abbau von Hürden für ausländische Lehrer

28.12.2022

Im Kampf gegen den Lehrermangel hat sich Thüringens Bildungsminister Helmut Holter dafür ausgesprochen, die Anforderungen an Lehrer aus dem Ausland zu überprüfen. «Wir müssen an diese Hürden ran, ohne die Qualität in Frage zu stellen», sagte der Linke-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Die Kultusministerkonferenz sollte sich seiner Meinung nach verständigen, «wie es mit ausländischen Abschlüssen weitergeht». Man müsse dafür sorgen, dass solche Abschlüsse gleichwertig anerkannt werden, «damit auch diese Kolleginnen und Kollegen schneller unbefristet ins System kommen», sagte Holter.

Der Minister nannte mehrere Beispiele: Es gehe um Lehrer aus dem Ausland, aber auch um Deutsche, die im Ausland studiert und dort ihren Abschluss erworben hätten. Sprechen müsse man auch über die Anforderungen an das Sprachniveau. An der Fachhochschule im nordthüringischen Nordhausen gebe es angehende Informatiker, die ihr Studium teils auf Englisch absolvierten. Um in Deutschland unterrichten zu können, sei derzeit ein Deutsch-Sprachniveau der Stufe C2 nötig. «Die Frage ist: Muss im Fach Informatik wirklich dieses Sprachniveau erreicht werden? Das muss man mal auf den Prüfstand stellen», so Holter.

Nach Angaben des Goethe-Instituts beschreibt diese Stufe ein «sehr weit fortgeschrittenes Sprachniveau» und entspricht der höchsten Stufe auf der sechsstufigen Kompetenzskala des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen.

Der Linke-Politiker bekräftigte seine Forderung, «neue Wege» zu gehen, um mehr Lehrer für Thüringens Schulen zu organisieren. Geplant sei, dass künftig auch Fachhochschulabsolventen unbefristet eingestellt werden können. «Wir können das anerkennen», sagte Holter. Außerdem plant Holter ein duales Studium für Regelschullehrer - dazu liefen Gespräche mit der Universität Erfurt. «Wenn alles gut geht, kann das 2024 starten.» Geplant sei, dass die Studierenden beim Land angestellt sind, Gehalt bekommen und berufsbegleitend ihr Studium absolvieren. «Damit erhöhen wir die Bindekraft.»

Der SPD-Bildungspolitiker Thomas Hartung kritisierte Holters Vorstoß. Man sei prinzipiell offen für sinnvolle Reformen im Schulwesen, wenn alle Beteiligten eingebunden würden. «Das bedeutet für uns auch, dass eine eventuelle Ausnahmeregelung für Regelschullehrerinnen und -lehrer nicht unseren aktuell eingebrachten Gesetzentwurf für ein modernes Schulwesen im Freistaat konterkariert.»

Ein Entwurf für ein Gesetzespaket von Linke, SPD und Grünen sieht unter anderem vor, die Lehrerausbildung zu reformieren. Statt wie bisher nach Schularten sollen Lehrer nach dem Wunsch von Rot-Rot-Grün künftig nach Schulstufen ausgebildet werden. Ziel ist, dass Lehrer einfacher dort eingesetzt werden können, wo sie gebraucht werden - zum Beispiel an Regelschulen. «Wie das mit einer Ausnahmeregelung für Regelschullehrerinnen und -lehrer zusammenpasst, muss der Bildungsminister mit der Koalition sowie der selbst ernannten konstruktiven Opposition abstimmen», sagte Hartung.

Holter, selbst Verfechter der Idee einer schulstufenbezogenen Lehrerausbildung, sagte, es gebe dazu zwischen Rot-Rot-Grün einerseits und CDU/FDP andererseits zwei konträre Positionen. Er gehe nicht davon aus, dass es dazu eine Einigung geben wird. «Man sollte sich auf die Themen konzentrieren, die tatsächlich zu einen sind», sagte Holter.

Nach Angaben des Bildungsministeriums waren vor Weihnachten noch 663 freie Stellen für Lehrerinnen und Lehrer ausgeschrieben. Im Jahr 2023 sind erneut bis zu 1000 Einstellungen im Haushalt eingeplant. Der Lehrermangel macht Thüringen schon seit Jahren zu schaffen. Zuletzt wurde bekannt, dass in einer Erhebungswoche im Herbst etwa jede zehnte Unterrichtsstunde ausfiel.

© dpa-infocom, dpa:221228-99-32993/3

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