Historischer Karzer an Jenaer Universität wird restauriert
200 Tage nach ihrer Ausmalung wird eine historische Arrestzelle an der Friedrich-Schiller-Universität Jena restauriert. In der rund 15 Quadratmeter großen Zelle - einem sogenannten Karzer - hatte der Legende nach der Schweizer Maler und Karikaturist Martin Disteli (1802-1844) unter anderem mit Blut und Kot verschiedene Personen an die Wände gemalt, wie die Universität am Samstag mitteilte. Bei den Restaurierungsarbeiten durch die Karzer-Spezialistin und Restauratorin Katharina Heiling habe sich aber herausgestellt, dass Disteli mit vor 200 Jahren gängigen Farben gearbeitet habe.
Auch die Geschichte, Disteli habe den Karzer als Gefangener in einer Nacht- und Nebel-Aktion bemalt, habe Heiling dem Reich der Mythen zugeordnet. Man gehe jetzt davon aus, dass Disteli nicht eingesperrt, sondern an der Universität zu Besuch gewesen sei und die Möglichkeit genutzt habe, die bis dahin weißen Wände des Karzers zu bemalen, sagte die Kustodin der Universität, Babett Forster. Abschlusstag der Arbeit soll vor genau 200 Jahren, am 30. Juli 1822, gewesen sein.
Aus Sorge vor Beeinträchtigungen war der Karzer bislang nur zu besonderen Gelegenheiten für Besucher geöffnet. Das soll sich nach der Restaurierung ändern: «Bis zum Tag des offenen Denkmals im September hoffen alle Beteiligten, die Restaurierung beendet zu haben und den erfrischten und konservierten Karzer der Öffentlichkeit ab und an zugänglich machen zu können», hieß es in der Mitteilung der Hochschule.
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