Eine Frau betrachtet die Ausstellung «33 Geistesblitze. Antifaschistische Fotomontagen von John Heartfield, 2024 neu gelesen»., © Martin Schutt/dpa
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«Historische Memes»: Hochpolitische John Heartfield-Schau

07.03.2024

Es ist ein kleine, aber hochpolitische Schau: In der Kunsthalle Erfurt sind ab Freitag Arbeiten des antifaschistischen Fotomontagekünstlers John Heartfield zu sehen. Heartfield (1891-1968) griff in seinen Arbeiten die Zeitgeschichte auf und schoss damit vor allem auch gegen die Nationalsozialisten. Wie «historische Memes» verdichteten die gezeigten Motive Botschaften auf Schlüsselbilder, sagte Patrick Rössler, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Erfurt am Donnerstag. Er initiierte die Ausstellung «33 Geistesblitze. Antifaschistische Fotomontagen von John Heartfield, 2024 neu gelesen» gemeinsam mit Michael Tallai, Geschäftsführer der Funke Medien in Thüringen. Bei den Drucken handelt es sich um Cover der «Arbeiter-Illustrierten-Zeitung» aus den Sammlungen von Tallai und Rössler.

Begleitet werden die 33 gezeigten Drucke aus der Zeit von 1930 bis 1938 von Kommentaren von Thüringer Persönlichkeiten. Politiker, Bischöfe, Unternehmer, Kulturschaffende und viele weitere Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen ordnen die Motive unter aktuellen Aspekten ein. Auch kritische Kommentare zu Heartfield sind zu finden: Als überzeugter Kommunist und KPD-Mitglied ist der Grafiker auch heute noch umstritten.

Zu sehen sind die Arbeiten vom 8. März bis zum 26. Mai, dem Tag der Kommunalwahlen. Zum Begleitprogramm gehören etwa eine Diskussionsveranstaltung und Filmvorführungen in Zusammenarbeit mit einem Kino. Die Schau mit Reproduktionen der Cover soll später auch als Wanderausstellung an öffentlichen Orten zu sehen sein, so Tallai.

Eine große Heartfield-Ausstellung in der DDR habe es 1957 in Erfurt in Zusammenarbeit mit «Das Volk», der Vorgängerzeitung der «Thüringer Allgemeinen», gegeben, so Tallai und Rössler. Deshalb sei für 2027 eine große Heartfield-Ausstellung in Erfurt geplant. Angesichts der politischen Lage in Thüringen habe das Projekt aber eine gewisse Aktualität erhalten, so Tallai. Daher hätten sie einen Teil der geplanten Schau nun vorgezogen. Rössler gab zudem zu Bedenken: «Wer weiß, ob wir 2027 die Ausstellung hier überhaupt noch machen dürfen?»

Kommunalwahlen und eine Landtagswahl stehen in diesem Jahr unter anderem in Thüringen an. Bei Umfragen zur Landtagswahl schneidet die im Freistaat vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestufte AfD besonders stark ab.

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