Zwei goldene Ringe am Fenstergitter des "Haus zum Sonneborn" aus dem 16. Jahrhundert., © Martin Schutt/dpa/Archivbild
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Heiraten in Thüringen: Nur wenige trauen sich ungewöhnlich

18.06.2022

Ob auf der Kuppe des Inselsbergs, in Burgen und Schlössern, auf einem Schiff auf der Bleilochtalsperre oder unter Tage: In Thüringen gibt es viele Möglichkeiten für Eheschließungen an ungewöhnlichen Orten. Die deutliche Mehrzahl der Paare entscheidet sich aber für eine standesamtliche Trauung in den Räumen des Standesamts, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben hat. Ungewöhnliche Orte sind demnach weniger gefragt.

«Die Nachfrage nach außergewöhnlichen Locations schwankt stark, da diese meist mit Extrakosten verbunden sind», erklärt die Sprecherin der Stadt Erfurt, Heike Dobenecker, stellvertretend für andere Orte wie Nordhausen oder Weimar. In Erfurt können sich Paare neben den drei Trausälen im Hochzeitshaus auch im Mainzpavillon im Egapark und im Rathausfestsaal das Ja-Wort geben.

Während manche großen Städte wie Gera keinerlei zusätzliche Orte für Trauungen anbieten, finden sich besonders in den mittleren und kleineren Kommunen wahre Schätze. So würden in normalen Jahren im Märchendom der Saalfelder Feengrotten um die 100 Trauungen durchgeführt, erklärt Anna Querengässer von der Marketingabteilung der Feengrotten. In diesem Jahr werde mit rund 50 gerechnet.

Eine besonders große Auswahl bieten unter anderem die Städte Altenburg, Rudolstadt, Nordhausen und Sonneberg. In Nordhausen gibt es sieben offizielle Orte für Eheschließungen, darunter eine historische Straßenbahn, das Kunsthaus Meyenburg oder die Traditionsbrennerei. Ebensoviele bietet das kleinere Sonneberg - darunter die Sternwarte oder die Burgruine Schalkau. Altenburg offeriert sogar acht Locations wie das prächtige Teehaus Altenburg oder den Bachsaal im Schloss. Von Mai bis September kann zudem in der kleinen Türmerstube des Hausmannsturms im Schloss geheiratet werden - wegen der vielen Treppen sollten aber alle gut zu Fuß sein.

Noch weiter hinaus geht es mit dem höchsten Standesamt Thüringens auf dem Inselsberg. Diese Location werde vor allem von gebürtigen Thüringern genutzt, die nun anderswo lebten, aber in der Heimat heiraten wollten, erklärt eine Sprecherin des Kuramts Bad Tabarz. Auf ebenfalls acht Locations kommt die Stadt Rudolstadt mit der Neueröffnung des pittoresken Schallhauses auf Schloss Heidecksburg. Zudem bietet die Stadt Möglichkeiten für eine «Open-Air»-Hochzeit im Schillergarten.

Weitere ungewöhnliche Hochzeitsorte in Thüringen sind die Barbarossahöhle im Kyffhäuserland, die Wartburg und das Kyffhäuserdenkmal oder das Erlebnisbergwerk in Sondershausen. In Saalburg-Ebersdorf können sich Paare auf einem Schiff auf der Bleilochtalsperre das Ja-Wort geben, in der Verwaltungsgemeinschaft Oppburg auf dem Rittergut Positz oder in Schleiz im Sophienhäuschen bei Schloss Burgk. Gotha bietet unter anderem Heiratsmöglichkeiten in der Thüringer Wald- und Straßenbahn und in der Bockwindmühle Ballstädt.

Obwohl Thüringen so viele außergewöhnliche Heiratsorte bietet, werden diese nicht überall angenommen: So gibt es ausgerechnet in der Klassikerstadt Weimar einer Sprecherin zufolge derzeit nur einen Trausaal. Weitere Angebote wie etwa im Goethe-Schiller-Archiv oder im Schloss Belvedere seien wieder eingestampft worden - unter anderem mangels Nachfrage.

Generell erwarten Standesbeamte nach der Corona-Pause einen Hochzeits-Ansturm. Dem Landesamt für Statistik zufolge hatte die Zahl der Eheschließungen im Freistaat 2021 mit 7728 Trauungen einen historischen Tiefstand erreicht. Seit Ende der Einschränkungen steige die Nachfrage, mancherorts gebe es nur noch wenige freie Kapazitäten, sagt Heike Müller Hipper, Vorsitzende des Fachverbands der Standesbeamtinnen und Standesbeamten des Freistaats Thüringen.

«Meine persönliche Einschätzung ist, dass die Trauungszahlen in den kommenden Jahren deutlich ansteigen werden, falls nicht wieder neue Corona-Einschränkungen dazwischen kommen», sagt Müller Hipper. Weil Feiern während der Lockdowns nur in sehr eingeschränktem Umfang möglich waren, hätten viele Paare ihre Eheschließung verschoben. Das werde vermutlich nun nachgeholt.

© dpa-infocom, dpa:220618-99-709412/4

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