Halbleiterindustrie in Erfurt etabliert: X-Fab wächst
Kein E-Auto fährt ohne eine Menge winziger Elektronikbauteile: Vom Boom der Elektromobilität, aber auch der Medizintechnik profitiert der Erfurter Halbleiterhersteller X-Fab, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen begeht. Wie andere Chiphersteller spürt das Unternehmen eine hohe Nachfrage, die im zweiten Quartal sogar die Zuteilung von Kapazität erforderlich machte. X-Fab stehe in engem Kontakt mit seinen Kunden, um die Lieferkettenstabilität zu sichern, sagte Geschäftsführer Gabriel Kittler.
X-Fab ist kein Massenhersteller von Prozessoren oder Speicherchips, sondern auf Schaltkreise spezialisiert, die im Auftrag von Kunden vor allem aus der Automobilindustrie, der Medizintechnik oder der Industrie gefertigt werden. Sie fungieren quasi als Schnittstellen zwischen der analogen und der digitalen Welt. Zum Programm gehören auch Sensoren für die verschiedensten Anwendungen. «Wir sind in diesem Bereich weltweit unter den Top Zwölf und der größte Anbieter mit europäischem Eigentümer», sagte Kittler.
Als Beispiel für den Einsatz der Halbleiter von X-Fab nannte Kittler Assistenzsysteme in Autos, aber auch Reifendrucksensoren oder technische Systeme, die die Sicht bei Nebel ermöglichten.
Die X-Fab-Gruppe mit Fabriken in Erfurt und Dresden sowie in Frankreich, wo X-Fab an der Börse notiert ist, in Malaysia und den USA beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 4000 Mitarbeiter. In Erfurt, wo sie ihre Wurzeln hat, seien es derzeit rund 850 Beschäftigte. Investiert worden seien in den Thüringer Standort seit 1992 rund eine halbe Milliarde US-Dollar (aktuell etwa 510 Millionen Euro). 450 Arbeitnehmer seien es in Dresden. Zudem gebe es einen kleineren Standort in Itzehoe.
Gewachsen ist das Unternehmen, dessen Eigentümer seit vielen Jahren eine belgische Investmentgesellschaft ist, durch die Übernahme von Halbleiterfabriken. «Fabriken kaufen, nicht bauen, ist unsere Devise», so der Geschäftsführer des Erfurter Standorts. Eine Besonderheit sei der Thüringer Standort, wo die Fabriken in einen vorhandenen Gebäudekomplex integriert worden seien.
Für die Gruppe mit Holdingsitz in Belgien würden von Erfurt aus eine Reihe von Managementfunktionen wahrgenommen. Erst 2021 seien die Fertigungskapazitäten an dem Thüringer Standort, der stark im Geschäft mit Sensoren sei, ausgebaut worden, sagte Kittler.
Große internationale Player auf dem Markt der Halbleiterindustrie sind etwa US-Chipgigant Intel, der taiwanische Konzern TSMC oder die deutsche Infineon. Direkte Wettbewerber von X-Fab, die in ihren Reinraum-Fabriken Auftragsfertigung betreiben, sind unter anderem die Unternehmen Globalfoundries und Samsung.
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