Hackls Österreicher trüben starke deutsche Rodel-WM
Für die erfolgsverwöhnten deutschen Rodlerinnen und Rodler lief bei den Weltmeisterschaften in Oberhof alles nach Plan - bis zum prestigeträchtigen Einsitzer-Rennen der Männer am Sonntag. Da jubelten ausgerechnet die von der deutschen Legende Georg Hackl betreuten Österreicher. Jonas Müller fuhr zu Gold, David Gleirscher holte Bronze - der Thüringer Max Langenhan freute sich immerhin über Silber, Hackls Ex-Schützling Felix Loch verpasste als Vierter das Podium.
Von dem kleinen Dämpfer zum Schluss abgesehen, dominierte in Oberhof aber klar die deutsche Auswahl. 16 von 27 Medaillen räumte das Team von Bundestrainer Norbert Loch ab. Mit Ausnahme des klassischen Männer-Einsitzers gingen alle Titel an die Gastgeber. Die mannschaftliche Stärke demonstrierte abschließend die Teamstaffel. Anna Berreiter, Langenhan und die Doppelsitzer Toni Eggert/Sascha Benecken siegten vor Österreich und Lettland.
«Oberhof, das ist eine deutsche Domäne», stellte auch Hackl fest, der die Gastgeber schon vor der WM zu «haushohen Favoriten» erklärt hatte - und Recht behalten sollte. Die Einsitzerinnen räumten in der klassischen Disziplin und im Sprint gar alle Medaillen ab.
Vor allem für Dajana Eitberger war der Sieg im Sprint, bei dem die Athletinnen einen sogenannten fliegenden Start hinlegen, eine große Genugtuung. Die Winzigkeit von einer Tausendstel-Sekunde lag sie im Ziel vor Julia Taubitz - es war der erste WM-Titel der 32-Jährigen, und das auf ihrer Heimbahn. Nach dieser Saison wird die Führende des Gesamt-Weltcups auf den Doppelsitzer umsteigen.
In der klassischen Disziplin krönte sich Berreiter erstmals zur Weltmeisterin. Taubitz holte erneut Silber, Eitberger Bronze. Ihr Erfolg sei umso schöner, weil die erste Saisonhälfte «nicht leicht» für sie gewesen sei, sagte Berreiter. Es habe einige Gespräche gegeben, «weil es mir mental auch nicht so gut ging».
Den Goldrausch rundeten die Doppelsitzer Eggert/Benecken sowie Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal ab. «Das ist so schön, nach zwei Wintern ohne Zuschauer zu Hause eine WM zu haben, mit so vielen Leuten feiern zu können», resümierte Benecken.
Das österreichische Erfolgserlebnis im Einsitzer tat dagegen Hackl gut. «Zumal wir ja eine durchwachsene Saison hatten», sagte er der Deutsche Presse-Agentur. Der dreimalige Olympiasieger, der das deutsche Team im April vergangenen Jahres verlassen hatte, resümierte zufrieden: «Jetzt rodeln sie wieder, und rodeln gut, die Österreicher.» Zwischen Hackl und dem deutschen Team hatten sich kurz vor der WM Differenzen offenbart.
Weltmeister Müller unterstrich den Wert Hackls fürs österreichische Team: «Hackl Schorsch ist ein sehr ruhiger Typ. Es macht extrem Spaß, mit ihm zu arbeiten», sagte der 25-Jährige. «An der Bahn ist er extrem gut, beim Material macht er schon sehr viel.» Bis Olympia 2026 könne man richtig gut zusammenarbeiten «und dann schaun mer mal». Spätestens bei den Spielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo wollen die Österreicher mithilfe Hackls die Deutschen als Rodel-Nation Nummer eins ablösen.
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