Gewerkschaft: Umstellung bei Kindergartenfinanzierung nötig
Die Finanzierung von Kindergärten in Thüringen muss nach Ansicht der Bildungsgewerkschaft GEW grundsätzlich umgestellt werden. Statt den Einrichtung wie bisher Geld für jedes betreute Kind zuzuweisen, müsse die Finanzierung auf eine einrichtungsbezogene Pauschale umgestellt werden, sagte die stellvertretende Vorsitzende der GEW Thüringen, Bettina Löbl, am Donnerstag in Erfurt.
Auf diese Weise könne der Gesetzgeber anerkennen, dass zum Beispiel während der Eingewöhnung von neuen Kindern in den Kitas dort weniger Plätze belegt seien als zu anderen Zeiten des Jahres. «Das bedeutet eben bessere Arbeitsbedingungen, wenn die Pauschalen auskömmlich sind», sagte Löbl. Über diese Idee wolle die Gewerkschaft nun unter anderem mit dem Thüringer Bildungsministerium, mit den Kommunen und Elternvertretern sprechen.
Bislang erhalten die Kindergärten pro betreutem Kinder einen bestimmten Betrag vom Staat. In Zeiten, in denen die Kapazitäten dort nicht voll ausgelastet sind, stehen dort entsprechend weniger Mittel zur Verfügung, so dass Kindergartenerzieherinnen dann in der Regel weniger Stunden pro Woche arbeiten können. Gleichzeitig gibt es in den Einrichtungen aber auch dann, wenn dort weniger Kinder als zu anderen Zeiten zu betreuen sind, viel Arbeit, die in solchen Situationen einfach liegen bleibt oder mehr oder weniger nebenbei mitgemacht werden muss.
Nach Einschätzung der GEW ist der Personalmangel in den Kindergärten, aber auch in den Schulen der zentrale Grund dafür, dass sowohl die Arbeitsbedingungen der dort Beschäftigten als auch die Betreuungs- und Lernbedingung der Kinder und Jugendlichen inzwischen vielerorts schlecht sind. Eine Petition der GEW, mit der mehr Personal für die Bildungseinrichtungen im Land gefordert wird, haben etwa 3800 Menschen unterzeichnet.
Die Landesvorsitzende der GEW, Kathrin Vitzthum, sagte, noch wichtiger als die Zahl der Menschen, die diese Petition unterschrieben hätten, seien die etwa 900 Kommentare, die Unterzeichner der Eingabe abgegeben hätten. Aus ihnen werde einerseits deutlich, wie unzufrieden viele Erzieherinnen, Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Arbeitsbedingungen seien. Oftmals gelinge es ihnen nicht mehr, im Arbeitsalltag die Ziele umzusetzen, die sie an sich selbst und ihre pädagogische Tätigkeit hätten. Andererseits zeigten die Kommentare aber auch, dass viele Eltern und Großeltern Angst davor hätten, dass die Bildungschancen ihrer Kinder und Enkel derzeit so schlecht wie selten zuvor seien.
Gleichzeitig mahnte Vitzthum, die Finanzierung von Bildung eigne sich nicht als Thema für die politische Auseinandersetzung im Vorfeld der Thüringer Landtagswahl 2024. «Bildungsfinanzierung ist kein Thema für den Wahlkampf», sagte sie. Vielmehr müsse in den laufenden Verhandlungen im Landtag der Haushaltsentwurf der Landesregierung für das nächste Jahr so nachgebessert werden, damit mehr Geld als derzeit vorgesehen in Kindergärten und Schulen flössen.
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