Heike Werner (Die Linke), Gesundheitsministerin von Thüringen., © Martin Schutt/dpa
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Gesundheitsministerin kritisiert Klinik-Atlas des Bundes

03.06.2024

Der seit inzwischen zehn Jahren erscheinende Thüringer Krankenhausspiegel ist nach Ansicht von Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) einem kürzlich gestarteten Angebot des Bundes überlegen. Im sogenannten Bundes-Klinik-Atlas seien teilweise Fehler enthalten, sagte Werner am Montag in Erfurt bei der Vorstellung der aktuellen Ausgabe des Thüringer Krankenhausspiegels. Ohnehin sei die Datengrundlage für dieses Online-Angebot unzureichend.

Aus Sicht der Länder wäre es besser gewesen, den Start des Bundes-Klinik-Atlasses zu verschieben, bis dessen Datengrundlage ausreichend groß ist. Mit diesem Vorstoß hätten sich die Länder allerdings nicht bei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) durchsetzen können, sagte Werner.

Ohnehin vermittele Lauterbach zu häufig den Eindruck, die Bundesländer und die Krankenhäuser würden sich nicht darum kümmern, wie es um die Qualität in den Einrichtungen stehe, sagte Werner. Das sei falsch.

Sowohl über den Thüringer Krankenhausspiegel als auch über den Bundes-Klinik-Atlas können Menschen Informationen beispielsweise darüber finden, wie viele Behandlungen einer bestimmten Art in einem bestimmten Krankenhaus pro Jahr durchgeführt werden. Der Krankenhausspiegel allerdings bietet anders als der Bundes-Klinik-Atlas darüber hinaus noch zahlreiche Detail-Informationen zu ausgewählten Behandlungen. Der erste Thüringer Krankenhausspiegel war 2014 vorgestellt worden.

Auch die Vorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen, Gundula Werner, kritisierte den Bundes-Klinik-Atlas. Es sei richtig, den Patienten gegenüber Transparenz darüber herzustellen, mit welcher Qualität in den einzelnen Kliniken welche Leistungen erbracht würden. «Das ist da nicht der Fall», sagte Werner. An den Erhebungen zum Thüringer Krankenhausspiegel würden sich inzwischen 31 Thüringer Krankenhäuser mit 39 Standorten beteiligen, somit seien dort fast 90 Prozent der im Freistaat vorhandenen Klinikbetten erfasst.

Der Bundes-Klinik-Atlas war Mitte Mai online gegangen. Lauterbach hatte ihn damals als einen «übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel in Deutschland» bezeichnet. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums ist geplant, dass auch über diesen Atlas in Zukunft noch mehr Informationen als bislang abrufbar sein werden.

Schwerpunkt des aktuellen Thüringer Krankenhausspiegels ist die Versorgung von Patientinnen, die an Brustkrebs erkrankt sind. Dabei zeige sich, dass die an den Erhebungen teilnehmenden Krankenhäuser eine noch bessere Behandlungen der Betroffenen gewährleisten würden, als die deutschen Krankenhäuser das im Bundesdurchschnitt täten, hieß es. Beispielsweise sei es in Thüringen im Jahr 2022 nach 8,1 Prozent aller wegen Brustkrebs durchgeführten Operationen nötig gewesen, erneut zu operieren. Bundesweit habe diese Notwendigkeit in 10,7 Prozent aller Fälle bestanden.

Der Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Helios Klinikum in Erfurt, Gert Naumann, warnte allerdings, insbesondere der zunehmende Mangel an Fachkräften sei ein Risiko für eine weiterhin gute Versorgung der Betroffenen. Auch die erhebliche Arbeitsverdichtung in den Kliniken gefährde sie. Während Patienten in der Mitte der 1990er Jahre im Durchschnitt nach einem Eingriff etwa 13 Tage im Krankenhaus geblieben seien, blieben Patientinnen in der Frauenklinik in Erfurt heute nur etwa 3,4 Tage stationär.

© dpa-infocom, dpa:240603-99-260854/3

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