Geraer OB verteidigt Gesprächsformat nach Protest
Geras Oberbürgermeister Julian Vonarb (parteilos) hat sein Gesprächsformat mit einem der Gegner der Corona-Maßnahmen, die vergangene Woche vor sein Wohnhaus gezogen waren, gegen Kritik verteidigt. «Die Menschen haben Frust in sich, das verstehe ich, und die wissen nicht, an wen sie es richten sollen. Deswegen machen sie leider diese illegalen Versammlungen», sagte er am Mittwoch am Rande eines Gesprächs mit dem Unternehmer Peter Schmidt in Gera, das auch im Internet gestreamt wurde. Schmidt teilt unter anderem auf Facebook regelmäßig Aufrufe zu Protesten in Gera und war nach eigenen Angaben auch bei dem Protestzug dabei, der am 18. Januar mit Hunderten Menschen vor das Wohnhaus Vonarbs zog.
Die Einladung Schmidts zum Gespräch hatte vorab für Kritik gesorgt. Die Mobile Beratung Thüringen (Mobit) twitterte: «Wer diesen Leuten eine Plattform bietet, verharmlost die Gefahr der Szene.» Das sei ein Schlag ins Gesicht für diejenigen, die seit Monaten bedroht und angegriffen würden. Die Geraer Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser (SPD) meinte, es sei kein Geheimnis, dass die illegalen Demonstrationen in Gera maßgeblich von Rechtsextremen initiiert und koordiniert würden. «Wer sich mit diesen Hetzern gemein macht, dem geht es nicht um sachliche Kritik und dem sollte man keine Bühne geben.»
Vonarb sagte: «Ich wollte nur, dass die Menschen verstehen: Ich nehme sie ernst. Und ich negiere es nicht aus einem Grundsatz heraus.» Die Menschen brauchten Ventile und er als Oberbürgermeister sei auch Ansprechpartner. Bei den Menschen, die montags in der Stadt unterwegs sind, handle es sich oft um rechtschaffene Bürger. Aber er sehe und spüre die Gefahr, dass sich Rechtsextreme bei den Protesten breit machten. «Und das muss man den Menschen auch sagen, dass das keine gute Tendenz ist.»
In dem rund einstündigen Gespräch ging es unter anderem um die Rolle Schmidts bei den montäglichen Protesten gegen die Corona-Maßnahmen. Er beteuerte, nicht der Veranstalter zu sein. Dafür, dass er vergangene Woche auch vor Vonarbs Wohnhaus lief, entschuldigte er sich. «Ich ärgere mich, dass es passiert ist und ich möchte auch, dass so etwas nie wieder passiert», sagte er. Von Rechtsextremen distanziere er sich.
Am 18. Januar waren Hunderte Gegner der Corona-Maßnahmen lautstark vor das Wohnhaus Vonarbs gezogen und hatten unter anderem mit Taschenlampen gegen die Fassade geleuchtet. Der Fall sorgte bundesweit für Aufsehen, Politiker verurteilten ihn unter anderem als Einschüchterungsversuch.
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