Gera präsentiert Privatsammlung in Sonderschauen
Die Kunstsammlung Gera plant in den kommenden Jahren einen Reigen von Sonderausstellungen mit Arbeiten aus der Privatsammlung Niescher. Der einstige Chemnitzer Fabrikant Fritz Niescher (1889-1974) hatte über Jahrzehnte mehr als 500 Werke vornehmlich der klassischen Moderne zusammengetragen, die im vergangenen Frühjahr nach Gera kamen. «Die Sammlung, die wir von den Erben als zehnjährige Dauerleihgabe erhalten haben, ist für Thüringen ein Schatz», sagte der Leiter der Kunstsammlung Gera, Holger Peter Saupe, der Deutschen Presse-Agentur.
Derzeit werde an der Vorbereitung einer Sonderschau gearbeitet, die ab Anfang Dezember in der Orangerie «Perlen der klassischen Moderne» präsentiere. Zu besichtigen seien dann rund 80 Zeichnungen und Grafiken etwa von Paul Klee, Oskar Kokoschka, Lyonel Feininger, Karl Schmidt-Rottluff und Paul Gauguin. Ein weiterer Ausstellungsschwerpunkt werde danach der Metaphorik der von Otto Dix gezeichneten und gemalten Landschaften gewidmet, kündigte Saupe an.
«Die Orientierung lag von Anfang an darauf, mit der Sammlung zu arbeiten», betonte Saupe. Den Auftakt gab die Exposition «Ernst Barlach - Spiegel des Lebens», die aktuell noch gezeigt wird. Bis zum 1. Mai - und damit um eine weitere Woche verlängert - werden mehr als 60 Werke von Barlach vorgestellt. Die frühen Zeichnungen, Lithographien sowie Radierungen seien jahrzehntelang nicht zu sehen gewesen, sagte Saupe. «Wir erhalten von den Besuchern teils überschwängliche Reaktionen auf unsere Barlach-Ausstellung.»
Die Sammlung Niescher umfasst laut Saupe mehr als 130 Arbeiten des Bildhauers und Zeichners Barlach und mehr als 140 Werke des Malers und Grafikers Dix. Aus der Kollektion wurden im vergangenen Jahr bereits sechs Bilder von Dix in die Dauerausstellung im rekonstruierten Dix-Geburtshaus in Gera integriert. «Wir sind jetzt das einzige Museum in Deutschland, das über zwei großformatige Christophorus-Gemälde verfügt.»
«Der Umfang, die Qualität und die Geschlossenheit der Arbeiten von Dix aus dessen Zeit der inneren Emigration in den 1930er und 1940er Jahren machen die Einzigartigkeit der Sammlung Niescher aus», sagte Saupe. Otto Dix (1891-1969) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Die Stadt Gera ernannte ihn 1966 zum Ehrenbürger und richtete 1991 das Museum in seinem Geburtshaus ein.
Die Sammlung Niescher stehe auch für die kunsthistorische Forschung zur Verfügung, sagte Saupe. Zudem gebe es Anfragen zu Leihgaben für Ausstellungsvorhaben etwa in Berlin, Chemnitz und Hamburg.
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