Genitalverstümmlung: 1300 Frauen und Mädchen betroffen
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Genitalverstümmlung: 1300 Frauen und Mädchen betroffen

14.09.2022

Der Leipziger Verein «Saida International» schätzt die Zahl der Frauen und Mädchen in Thüringen, die von Genitalverstümmlung betroffen oder gefährdet sind, auf rund 1300. «Die Gesellschaft muss wissen, dass diese Gewaltform in Deutschland, in Thüringen, relevant ist, damit Hilfen bereitgestellt werden können», sagte Geschäftsführerin Simone Schwarz am Mittwoch in Erfurt.

Im Rahmen eines Fachtages wurde medizinisches und pädagogisches Personal über die Praxis der Genitalverstümmlung und Angebote zur Unterstützung von Mädchen und Frauen informiert. Deutschlandweit geht Saida - basierend auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes - von fast 32.000 gefährdeten Mädchen und über 70.000 betroffenen Frauen aus.

«Betroffene Frauen leben oft unbemerkt unter uns. Sie fragen nur selten nach Hilfe für sich und ihre Töchter», sagte Schwarz. Nur informiertes Fachpersonal könne Probleme erkennen und Hilfe anbieten. Aktuell herrsche aber oft noch Unsicherheit und Unwissen vor.

Die Beratungsstelle hat in diesem Jahr nach eigenen Angaben rund 200 Frauen betreut. «Je mehr Menschen über die Hintergründe dieser tradierten Gewalt informiert sind, desto eher können wir Mädchen in Deutschland wirksam schützen und den betroffenen Frauen Unterstützung bieten», sagte Schwarz.

Weibliche Genitalverstümmlung ist eine vor allem in Afrika und auf der Arabischen Halbinsel, aber auch in Indonesien in Südostasien verbreitete Praxis. Dabei werden die äußeren Genitalien teilweise oder ganz entfernt - bei der schwersten Form wird der Scheideneingang beinahe komplett zugenäht. Für die Betroffenen hat die massive und lebensbedrohliche Gewalt gravierende und oftmals lebenslange - körperliche wie auch psychologische - Folgen.

Hierzulande gilt die Praxis seit 2013 als Verbrechen, das mit bis zu 15 Jahren Haft geahndet wird. Die Mädchen und Frauen selbst sind jedoch Opfer, die Hilfe bekommen können und keine Strafe zu fürchten haben. Unterstützung erhalten Betroffene etwa über das bundesweite Hilfetelefon «Gewalt gegen Frauen» unter der kostenlosen Telefonnummer 08000 116 016.

© dpa-infocom, dpa:220914-99-761333/3

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