Gedenkbäume für KZ-Opfer abgesägt: Politische Tat vermutet
Als «hasserfüllte und kalkulierte Machtdemonstration von Neonazis» hat das Internationale Auschwitz Komitee die Zerstörung von sieben Erinnerungsbäumen für Opfer des NS-Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar gewertet. Mit Empörung reagierten am Donnerstag auch das Internationale Komitee Buchenwald Dora und Kommandos, die Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora sowie Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und die Grünen und Linken.
Wer für die Tat verantwortlich ist, ist bisher unklar. Die Bäume, die abgesägt wurden, waren den getöteten Kindern von Buchenwald sowie sechs namentlich genannten Häftlingen gewidmet, wie die KZ-Gedenkstätte am Mittwoch mitgeteilt hatte. Bereits in der Vergangenheit habe es in der Gedenkstätte Beschädigungen von Gedenktafeln und Hinweisschildern oder Hakenkreuz-Schmierereien gegeben, sagte ein Sprecher. Es sei auch im jüngsten Fall Anzeige erstattet worden. Die Stadt Weimar setzte eine Belohnung von 10 000 Euro für Hinweise aus, die zu dem oder den Tätern führen.
Der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, erklärte, Überlebende der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager würden die Tat «als direkten Angriff gegen alle in den Lagern ermordeten Menschen und als Angriff gegen die deutsche Erinnerungskultur» empfinden. Die Lagergemeinschaft Buchenwald sprach von einer Schändung und von politischem Vandalismus. «Solche Attacken sind auch ein Resultat der erinnerungspolitischen Wende, zu der Rechtsextreme in der AfD immer wieder aufrufen», sagte Heubner.
Das Internationale Komitee Buchenwald Dora erklärte, der Angriff richte sich gegen die Erinnerung an den Widerstand deutscher Kommunisten gegen das natinalsozialistische Regime und das internationale Gedenken an Menschen, die von den Nazis deportiert wurden. «Nur Bildung wird sich gegen Ideologie, Wissen gegen Ignoranz, demokratisches Handeln gegen Vergessen und Gewalt durchsetzen», erklärte das Komitee.
Nach Angaben der Häftlingsoranisationen sollten die Bäume an die deutschen Antifaschisten Emil Carlebach, Otto Kipp, Erich Loch, Reinhold Lochmann und August Stötzel, den französischen Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer Marcel Dassault sowie an die 1600 Kinder und Jugendlichen erinnern, die ihre Haft und das Konzentrationslager Buchenwald nicht überlebten.
Das Buchenwald-Komitee und die Lagergemeinschaf erwarten nun Initiativen in der Region, um die Erinnerungszeichen wieder zu setzen. Thüringens Ministerpräsident Ramelow kündigte im Kurznachrichtendienst Twitter an, er werde sich an der Neupflanzung von Bäumen beteiligen. Die Stadt Weimar unterstützt nach eigenen Angaben die Beschaffung und Pflanzung von Ersatzbäumen.
Ramelow schrieb: «Wenn Bäume abgesägt werden, weil man die Erinnerung an die Gräueltaten auslöschen will, dann begeht man die Tat erneut.» Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) erklärte, «dieser barbarische und feige Zerstörungsakt darf nicht ohne Konsequenzen für diejenigen bleiben, die ihn verübt haben».
Die abgesägten Gedenkbäume standen laut Gedenkstätte nahe der Trasse der ehemaligen Buchenwaldbahn, mit der Menschen aus ganz Europa von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager gebracht worden waren. Sie liegt etwas außerhalb des eigentlichen Gedenkstättenareals. Es sei nicht die erste Zerstörung von Bäumen an dieser Stelle gewesen, so ein Sprecher. Bereits vor einigen Jahren mussten Pflanzungen ersetzt werden, Beschädigungen habe es auch in den vergangenen Jahren gegeben.
In das Konzentrationslager Buchenwald hatten die Nazis 280.000 Menschen verschleppt. Etwa 56.000 von ihnen wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten und medizinischen Experimenten. Am 11. April 1945 befreiten US-Truppen das Lager. Tausende Häftlinge waren zuvor noch auf sogenannten Todesmärschen ums Leben gekommen.
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