Freibäder zwischen nassem Vergnügen und Personalsuche
Wasserratten und Badenixen haben schon die Badeanzüge und -hosen aus dem Schrank geholt: Die Freibad-Saison in Thüringen startet offiziell am 15. Mai. Vielerorts ist der Sprung ins kühle Nass garantiert. Aber vor allem ein Problem treibt viele Bäderbetreiber um: die schwierige Suche nach Fachpersonal, wie eine nicht repräsentative Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in einigen Kommunen zeigt. Besonders drastisch stellt sich die Situation im Freibad Holungen (Landkreis Eichsfeld) dar. Das Bad bleibt in dieser Saison ob der schwierigen Personalsuche sogar komplett geschlossen, wie es aus der zuständigen Gemeindeverwaltung Sonnenstein hieß. Der Bademeister habe zu April gekündigt, eine Nachfolge sei nicht in Sicht. «Die Gewinnung des Bademeisters ist ein großes Problem», sagte ein Sprecher der Verwaltung. Gerade für kleine Gemeinden, die die Freibäder als freiwillige Aufgabe übernehmen, sei das Budget dafür überschaubar. «Auch wird der Betrieb immer schwieriger, da kaum noch ein Bademeister für zehn Stunden am Tag in der Sommersaison das Bad betreuen möchte.» Die Einstellung mehrere Bademeister scheitere am Finanziellen und am verfügbaren Personal. «Hier wäre es wünschenswert wenn die Landkreise oder Länder eine finanzielle Unterstützung bieten würden und bei der Ausbildung von Bademeistern helfen würden.» Auch mit Blick darauf, dass der Schwimmunterricht für Kinder möglich sein soll, gebe es daher Handlungsbedarf, betonte der Sprecher. «Wie in vielen Bädern sind auch wir nicht vom Personalmangel verschont geblieben», teilte der Leitende Schwimmmeister der Schwimmhalle und des Freibads Apolda, Thomas Büttner, mit. «Dennoch werden unsere Azubis im August ihre Ausbildung beenden, so dass wir mit eigenen Personal die Freibadsaison meistern können.» Auch die Gemeinde Gerstungen (Wartburgkreis) berichtet von einer allgemein angespannten Personalsituation. Dennoch könnten die Badegäste das dortige Freibad ohne Einschränkungen bei den Öffnungszeiten besuchen, hieß es aus der Hauptamtsleitung. Dabei erhielten die hauptamtlichen Mitarbeiter aber Unterstützung durch die Mitglieder der ortsansässigen Gruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Die Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer der DLRG helfen auch andernorts. So sieht sich die Stadtwirtschaft Weimar für die Saison zwar gut besetzt, wie eine Sprecherin mitteilte. Allerdings werde dort an Spitzentagen und in den Zeiträumen, wenn das Freibad und parallel die Schwimmhalle geöffnet sind, die DLRG Weimar das Freibad-Team bei der Badeaufsicht unterstützen. In Jena ist die Saison ebenfalls personell abgesichert. «Wenn auch ohne Puffer», wie eine Sprecherin der Stadtwerke sagte. «Der Prozess der Personalsuche im Bäderbereich ist ein laufender.» Bewerbungen seien jederzeit möglich. Ebenso gehen die Erfurter Stadtwerke aktuell davon aus, dass sie die Saison personell abdecken können. Das kleinste der vier von den Stadtwerken betriebenen Freibädern, das Dreibrunnenbad, öffne zwar vermutlich erst zum Spätsommer, sagte eine Sprecherin. Grund dafür seien aber aktuell laufende Bauarbeiten. «Die Nachfrage nach ehrenamtlichen Rettungsschwimmern nimmt zu», sagte René Rimbach, Präsident des DLRG-Landesverbands. Teils fragten Bäder auch nach kompletter Unterstützung, weil keine Hauptamtlichen mehr zu finden seien. «Aber das können unsere Ehrenamtlichen mit begrenzter Zeit nicht leisten, wir können nur punktuell unterstützen.» Er beobachte eine geringere Bereitschaft, den Beruf der Fachangestellten für Bäderbetriebe zu lernen. Auch der Blick in die Zukunft treibe ihn um: «In vielen Freibädern gibt es noch eine ältere Generation von Bademeistern. Wenn diese dann geht, darauf schauen wir mit Sorge.» In Thüringen sind in diesem Sommer nach Angaben des Gesundheitsministeriums 159 Freibäder und fünf Freibäder mit biologischer Wasseraufbereitung geöffnet. Daneben gibt es auch Hallen- sowie Spaß- und Freizeitbäder.
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