Euro-Münzen sind gestapelt., © Oliver Berg/dpa/Symbolbild
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Frauen verdienen weniger als Männer: Lohnlücke ab 31 Jahren

06.03.2023

Frauen verdienen in Thüringen im Durchschnitt immer noch weniger als Männer - bei jungen Leuten allerdings besteht die Lohnlücke nicht. Das geht aus Zahlen des Statistischen Landesamtes von Montag hervor - einen Tag vor dem sogenannten Equal Pay Day, bei dem es um gleiche Bezahlung von Frauen und Männern geht. Im Schnitt erzielten Frauen nach Angaben des Landesamtes im vergangenen Jahr in Thüringen einen Bruttostundenverdienst von 18,20 Euro, Männer jedoch von 19,49 Euro.

Gering fiel der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied allerdings bei Beschäftigten in der Altersgruppe von 15 bis 30 Jahren aus. Während Frauen im Alter von 17 und 18 Jahren durchschnittlich über ein Fünftel mehr als Männer verdienten, war der durchschnittliche Bruttostundenverdienst der Männer in der Altersgruppe zwischen 21 und 23 sowie zwischen 25 und 28 Jahren etwas höher als der der Frauen, wie das Landesamt weiter mitteilte.

Bei der Altersgruppe der 29-Jährigen wurde die Lohnlücke größer: Männer verdienten im Durchschnitt 6,0 Prozent mehr brutto pro Stunde als Frauen. Das Landesamt nannte als eine Erklärung, dass Freuen im Schnitt mit 29,2 Jahren erstmals Mutter werden - viele von ihnen gingen dann in Elternzeit mit Abstrichen bei Einkünften.

Ab dem 31. Lebensjahr stieg der Verdienstunterschied nahezu kontinuierlich an, ermittelten die Statistiker. Die Verdiensterhebung erfolgt in rund 2500 Thüringer Betrieben in Thüringen monatlich.

Die Vize-Vorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Renate Sternatz, verwies darauf, dass 44 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in Thüringen in Teilzeit arbeiten. Es sei wichtig, die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie zu verbessern. Das System Minijob, eine besonders prekäre Form weiblicher Teilzeitbeschäftigung, sei dringend reformbedürftig. «Die Hürden für Frauen am Arbeitsmarkt müssen zügig abgebaut werden. Ansonsten droht der Fachkräftemangel zum Bremsschuh von Wandel und Wohlstand in Thüringen zu werden.»

Die Arbeitsmarktpolitikerin der Linke-Fraktion, Lena Saniye Güngör, verwies auf die Folgen geringerer Einkommen von Frauen auf deren Rente und das Risiko von Altersarmut. Frauen würden häufiger als Männer in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten. Zudem würde ihre Berufswahl noch immer von veralteten Rollenstereotypen geprägt. Die SPD-Arbeitsmarktpolitikerin Diana Lehmann verlangte nicht nur gleiches Geld für gleiche Arbeit, sondern auch neue Lebensarbeitszeitmodelle. «Wir können von staatlicher Seite ganz konkret mit einer Familienarbeitszeit für Gleichberechtigung sorgen.»

Vor einigen Wochen hatte das Bundesarbeitsgericht in Erfurt ein Urteil für Lohngerechtigkeit und gegen die Benachteiligung von Frauen gefällt. Der Achte Senat des Bundesarbeitsgerichts entschied, dass Arbeitgeber Verdienstunterschiede von Frauen und Männern nicht mit deren unterschiedlichem Verhandlungsgeschick begründen könnten.

© dpa-infocom, dpa:230306-99-849486/3

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