Fast zehn Prozent Unterrichtsausfall in Thüringen
In Thüringen ist erneut mehr Unterricht an den Schulen ausgefallen. 9,7 Prozent des Unterrichts fand in der Erhebungswoche zwischen dem 26. und 30. September nicht statt und wurde ersatzlos gestrichen, wie das Thüringer Bildungsministerium auf Anfrage mitteilte. Im vergangenen Schuljahr lag der Ausfall bei 8,1 Prozent, im Schuljahr davor - also 2020/2021 - war 6,2 Prozent des Unterrichts ausgefallen.
Krankheit und nicht vorhandene Fachlehrer seien die häufigsten Ausfallgründe, erläuterte ein Sprecher des Ministeriums. «Derzeit werten wir genaue Ursachen und Gründe noch aus. Eine erste vorläufige Erklärung liegt im Lehrermangel und in der anhaltenden Pandemiesituation.»
Thüringen leidet seit Jahren unter Lehrermangel. Um diesen abzumildern, hatte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) angekündigt, alle Register ziehen zu wollen. So wurde etwa die Verbeamtung von Lehrern wieder eingeführt sowie die Besoldung von Grund- und Regelschullehrern angehoben. Außerdem gibt es eine Werbekampagne und ein Programm für Quereinsteiger.
Der Ministeriumssprecher erklärte, dass sich auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die dadurch ausgelöste Flüchtlingssituation auf den Unterrichtsausfall auswirkten: «Wir haben in Thüringen in diesem Schuljahr, verglichen mit dem vorangegangenen, zusätzlich über 6000 beziehungsweise 3,4 Prozent mehr Schülerinnen und Schüler an den allgemeinbildenden Schulen in staatlicher Trägerschaft», so der Sprecher. Davon seien 4500 Schülerinnen und Schüler mit ukrainischer Staatsangehörigkeit.
Durch Sparmaßnahmen sei der Spielraum für zusätzliche bildungspolitische Maßnahmen stark eingeschränkt. Der Sprecher nannte die globale Minderausgabe im Landeshaushalt, die sich hier ausgewirkt habe. Die globale Minderausgabe war eine Bedingung der CDU, um dem Haushalt zuzustimmen. Allerdings gab es keine Vorgabe, in welchem Ressort und in welchen Bereichen die Einsparungen vorgenommen werden mussten.
Die neue Statistik zum Unterrichtsausfall zeigt auch einen gestiegenen Anteil Stunden, die schon zu Beginn des Schuljahres gestrichen werden, weil zu wenige entsprechende Fachlehrer vorhanden sind. Der Anteil stieg im Vergleich zum vergangenen Schuljahr von 1,9 auf 2,4 Prozent.
Insgesamt fielen in der Erhebungswoche im September von rund 330.612 Soll-Stunden, 32.001 Stunden ersatzlos aus. An Regelschulen fiel 12,8 Prozent des Unterrichts aus, an Gemeinschaftsschulen 10,3 Prozent und an Gesamtschulen 16,2 Prozent. Am niedrigsten war der Anteil bei Grundschulen mit 7,1 Prozent Unterrichtsausfall.
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