Fall Peggy: Mutter will Schmerzensgeld
Fast 22 Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens Peggy fordert die Mutter nun Schmerzensgeld. Sie hat Zivilklage vor dem Landgericht Hof eingereicht - und zwar gegen den Mann, der 2018 zunächst zugegeben hatte, die Leiche des Mädchens im Mai 2001 in ein Waldstück geschafft zu haben, und dieses Geständnis später widerrufen hatte. Ein entsprechendes Verfahren sei vor dem Landgericht anhängig, sagte ein Sprecher des Gerichts am Montag in Hof. Zuvor hatten Medien darüber berichtet.
Es sei noch nicht abzusehen, wann ein Termin in dieser Sache stattfinden werde, sagte der Sprecher weiter. Im Raum stehe eine Schmerzensgeldforderung von mindestens 75 000 Euro. Der Verteidiger des Mannes bestätigte den Eingang der Klage. Man werde sie «mit sachlichen Argumenten» erwidern, sagte der Hofer Rechtsanwalt Jörg Meringer auf Anfrage.
Womöglich bringt die Klage erneut Bewegung in den Kriminalfall, der zu den spektakulärsten der vergangenen Jahrzehnte gehört. Etliche Irrungen und Wirrungen begleiteten die Ermittlungen. Ein Täter ist bis heute nicht überführt.
Das Mädchen Peggy, damals neun Jahre alt, war im Mai 2001 auf dem Heimweg nach der Schule in Lichtenberg in Oberfranken verschwunden. Großangelegte Suchaktionen blieben ohne Erfolg. Die Polizei verfolgte etliche Spuren bis nach Tschechien und in die Türkei. Doch das Mädchen blieb verschollen.
2004 war zwar ein geistig behinderter Mann aus Lichtenberg als Peggys Mörder verurteilt worden, in einem Wiederaufnahmeverfahren kam er aber zehn Jahre später wieder frei. Erst 15 Jahre nach dem Verschwinden fand ein Pilzsammler in einem Waldstück an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen Peggys Leiche.
Doch auch das brachte bei den Ermittlungen keinen Durchbruch. Im Gegenteil, zeitweise wurde die Verwirrung noch größer: Eine DNA-Spur am Leichenfundort rückte den Fall sogar kurzzeitig mit den Verbrechen der rechtsextremen Terrorzelle NSU zusammen, was sich dann als Panne der Kriminaltechnik herausstellte. Die DNA des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt war durch einen verunreinigten Zollstock an Peggys Fundort gelangt.
Der Mann, von dem Peggys Mutter nun Schmerzensgeld verlangt, war 2018 zunächst in U-Haft gekommen, wurde dann aber wieder frei gelassen.
Im Oktober 2020 schließlich klappten Polizei und Staatsanwaltschaft die Aktendeckel zu, der Fall Peggy ist seitdem ein «Cold Case».
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