Polizei und Gutachter werten auf der gesperrten B247 in Bad Langensalza die Spuren des Unfalls aus., © Michael Reichel/dpa
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Ermittlungen nach Horror-Unfall: Weiterer Tatverdächtiger

04.04.2023

Neue Wende bei den Ermittlungen zu dem schockierenden Unfall mit sieben Toten in Thüringen: Drei Tage nach dem verheerenden Unglück in Bad Langensalza kommt nun auch ein 34-Jähriger in Betracht, möglicherweise den unfallverursachenden Wagen gefahren zu haben. Das sagte der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Mühlhausen, Ulf Walther, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Bislang war angenommen worden, dass ein 45-Jähriger für den Unfall verantwortlich war. Er habe jedoch bei seiner Vernehmung im Krankenhaus angegeben, dass der 34-Jährige gefahren sei - dieser galt bisher als sein Beifahrer.

Auch Aussagen von Ersthelfern und die Auswertung von Spuren lenkten den Verdacht auf den 34-Jährigen, sagte Walther. «Die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen.» Der 34-Jährige kämpft derzeit um sein Leben und konnte daher noch nicht befragt werden. Auch der 45-Jährige liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Fest stehe jedoch, dass beide Männer «unter erheblichem Alkoholeinfluss» standen, sagte Walther. Das habe das Gutachten zum Blutalkohol ergeben. Wie viele Promille die beiden intus hatten, dazu wollte sich der Oberstaatsanwalt nicht äußern.

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) forderte indes strengere Regeln für das Fahren unter Alkoholeinfluss. «Alkohol ist immer wieder die Ursache für besonders schwere Unfälle. Ich spreche mich deshalb für eine Absenkung der Promillegrenze auf 0,0 aus», sagte der SPD-Politiker im Interview der Zeitung «Thüringer Allgemeine».

Bei dem Unfall waren am frühen Samstagabend auf der Ortsumgehung von Bad Langensalza sieben Menschen ums Leben gekommen. Fünf der Toten waren Jugendliche im Alter von 19 Jahren aus dem Unstrut-Hainich-Kreis. Ein Auto mit drei Insassen war nach Angaben der Polizei auf der Ortsumgehung von Bad Langensalza in einer langgezogenen Kurve in den Gegenverkehr geraten und dort mit zwei Fahrzeugen zusammengeprallt. Diese beiden Wagen gingen sofort in Flammen auf und brannten aus. Neben den Jugendlichen starb der 60 Jahre alte Fahrer eines der entgegenkommenden Autos sowie ein 44 Jahre alter Insasse in dem unfallverursachenden Fahrzeug.

Die beiden Männer, die derzeit als Fahrzeugführer des Unfallwagens in Betracht kommen, besaßen laut Polizei und Staatsanwaltschaft außerdem keine Fahrerlaubnis. Wann und wieso auch dem 34-Jährigen die Fahrerlaubnis entzogen wurde - dazu wurden keine Angaben gemacht. Ermittelt wird wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts.

In Gedenken an die Unfalltoten hatte das Landratsamt im Unstrut-Hainich-Kreis am Dienstag Trauerbeflaggung angeordnet. Die Fahnen auf öffentlichen Gebäude trugen Trauerflor. Die Menschen in den Dörfern aus denen die jugendlichen Unfallopfer kämen, stünden unter Schock, sagte der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Mühlhausen, Andreas Piontek.

Freunde und die Familie der verstorbenen 19-Jährigen hielten zur Unfallzeit um 17.30 Uhr am Dienstag ein Gedenken in der Innenstadt von Mühlhausen ab. Dazu wurden Blumen, Kerzen und Fotos auf dem Untermarkt niedergelegt. An der Veranstaltung nahmen mehrere hundert Menschen teil, teilte ein dpa-Reporter vor Ort mit. Am Mittwochabend wird es zudem einen ökumenischen Trauergottesdienst in der Mühlhäuser Divi-Blasii-Kirche geben. «Die Menschen sind so aufgewühlt, deswegen müssen sie einen Ort und Raum für ihre Trauer haben», sagte Piontek.

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