Eine Schüler hebt im digitalen Unterricht seine Hand hoch., © Ina Fassbender/dpa/Archivbild
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Erfahrungen mit Seiteneinsteigern unterschiedlich

15.02.2023

Als Reaktion auf den Lehrermangel an Thüringens Schulen ist nach Einschätzung der Landeselternvertretung der Einsatz von Seiteneinsteigern weiterhin erforderlich. «Kurzfristig ist das die einzige Möglichkeit, die wir haben», sagte die Landeselternsprecherin Claudia Koch der Deutschen Presse-Agentur. Lehrer regulär an den Universitäten und im Referendariat auszubilden, dauere viele Jahre. Mit Nachwuchslehrern könnten die bestehenden Lücken an den Schulen nur mittel- oder sogar erst langfristig geschlossen werden.

Koch sagte, die Erfahrungen der Elternvertretung mit den Seiteneinsteigern ohne pädagogisches Studium sei sehr unterschiedlich. «Fachlich sind die meistens wirklich gut.» Viele von ihnen würden aber unterschätzen, wie sehr es im Schulalltag um das Management von Schulklassen gehe. «Speziell Leute, die von den Universitäten kommen, haben oft große Probleme, sich darauf einzustellen, dass sie ihr Wissen nun an eine fünfte Klasse vermitteln müssen.»

Trotzdem plädiere die Landeselternvertretung für die Einstellung von Seiteneinsteigern, sagte Koch. «Insbesondere in den Naturwissenschaften brauchen wir jeden, den wir bekommen können.»

Nach Angaben des Thüringer Bildungsministeriums wurden zwischen dem 1. August 2021 und dem 31. Juli 2022 insgesamt 240 Seiteneinsteiger als Lehrer in Thüringen eingestellt. Das entspreche einem Anteil von 23,1 Prozent der Neueinstellungen. Vor allem würden die Quereinsteiger aktuell an Regel- und Gemeinschaftsschulen eingesetzt. «Grundsätzlich werden Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger nur eingestellt, wenn sich für eine bestimmte Stelle keine ausgebildete Fachlehrkraft finden lässt», hieß es aus dem Ministerium.

Im Thüringer Landtag wird derzeit ein Antrag der oppositionellen CDU-Fraktion beraten, in dem unter anderem verbindliche Standards für die Qualifizierung und Zulassung von Seiteneinsteigern verlangt werden. Gefordert wird unter anderem eine dreimonatige Einstiegsfortbildung, bevor Quereinsteiger zum ersten Mal vor einer Klasse stehen sollen. Bisher gibt es vierwöchige Kurse. Zudem soll es für die Neulinge Mentoren geben. Das Bildungsministerium will zudem über neue Ausbildungsmodelle mit den Hochschulen diskutieren.

Seit dem Schuljahr 2017/18 gibt es die Möglichkeit für einen Quereinstieg in den Lehrerberuf in Thüringen, damals gab es laut Bildungsministerium 30 Kandidaten.

© dpa-infocom, dpa:230215-99-599647/2

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