Entspannung nur in Dresden: Halle, Aue und Zwickau stolpern
Dynamo mit unglaublicher Effizienz: Nach dem höchsten Dynamo-Sieg gegen den Halleschen FC war man in Dresden glücklich, aber keineswegs euphorisch. Das 7:1 - am 4. März 1972 hatten die Sachsen den HFC mit 6:1 nach Hause geschickt - bedeutete den dritten Sieg in Serie, das weitere Heranrücken an die Aufstiegsplätze und jede Menge Selbstvertrauen. Und einen zusätzlichen freien Tag. An dem dürfte wohl jeder Spieler noch mal in sich gehen. Denn: Zumindest in der ersten Halbzeit waren die Gäste die klar bessere Mannschaft, lagen aber mit 0:3 zurück. Viermal schoss Dynamo aufs Tor, viermal war der Ball drin. Ein Treffer wurde wegen Abseits zurückgenommen. «Wir haben auf die Umschaltmomente gehofft, wollten aus dem Gegenpressing im Mittelfeld uns Chancen erarbeiten. Das ist uns gelungen», sagte Trainer Markus Anfang, war aber mit Halbzeit eins dennoch nicht zufrieden. «Es gab einige Dinge, die wir in der Kabine klar angesprochen haben. Aber es war nicht alles schlecht.»
Von einem zu hohen Sieg wollte der dreifache Torschütze Ahmet Arslan, der zudem noch eine Vorlage gab, nicht sprechen. Man sei immer gierig geblieben, bei jedem Anstoß habe man sich gesagt, wir gehen jetzt wieder drauf. «Das 3:0 zur Pause hat sich angefühlt wie ein 0:0. Und so kam es dann zustande, dass es sieben Tore geworden sind», betonte der Mittelfeldmann.
Drei Zähler trennen Dynamo gegenwärtig noch vom Relegationsplatz - da der SC Freiburg II als derzeit Dritter nicht aufstiegsberechtigt ist. Von Träumereien will man bei Gelb-Schwarz nichts wissen. «Wir müssen und wollen Spiele gewinnen und Punkte holen. Wir tun gut daran, auf dem Boden zu bleiben», sagte Kapitän Tim Knipping.
Sprachloser HFC: Beim Halleschen FC herrschte nach dem 1:7 in Dresden gespenstige Ruhe. Nichts drang aus der Kabine nach außen, kein Spieler stellte sich den Fragen der Reporter. Von der Führungsriege der Hallenser ließ sich gleich gar keiner blicken. Nur Interimstrainer Jens Kiefer musste zwangsläufig erklären, was eher nicht erklärbar war. Sein Team lieferte ein Spiel auf Augenhöhe ab. «Wir haben das Spiel dominiert, wir haben Räume gefunden und dann verlierst du hier 1:7», sagte Kiefer. Er hatte nur zwei Kritikpunkte: Die Chancenverwertung und den Auftritt in der Nachspielzeit.
«Wir hätten in der ersten Halbzeit selbst drei Tore schießen können», analysierte der Trainer und vergaß dabei das Wort «müssen». Andor Bolyki scheiterte gleich zweimal an Dynamo-Torhüter Stefan Drljaca, der sensationell parierte. Und dann waren noch die Treffer sechs und sieben. «Da muss man als Mannschaft auch bei einem 1:5 das Spiel herunterspielen und darf nicht einen noch schlechteren Eindruck machen als ohnehin schon», schimpfte Kiefer.
Die Zukunft in Halle wird spannend. Bekommt der Verein Ordnung in seine Führungsetage? Kann sich die Mannschaft nach dieser Pleite aufraffen und neu motivieren? Immerhin stehtist man nur einen Zähler vom Schlusslicht entfernt.
Rückschlag für Aue: Der FC Erzgebirge kann auch unter Trainer Pavel Dotchev verlieren. Nachdem es zuletzt dreimal hintereinander Punkte gab, war das 1:3 beim VfL Osnabrück ein Rückschlag. Zumindest ergebnistechnisch. Denn den Eindruck, den die Sachsen an der Bremer Brücke hinterließen, war ein guter. «Uns hat heute das Matchglück gefehlt. Das Ergebnis spiegelt nicht die Leistung meiner Mannschaft wider», sagte Dotchev. Die Mannschaft darf nicht nachlassen. Ein Zähler trennt die «Veilchen» nun wieder von einem Abstiegsrang.
Dotchev hatte aber in Osnabrück viel Positives gesehen. «Wir sind hier mutig aufgetreten und haben versucht, das umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben. Leider haben wir das zweite Tor in einer Phase kassiert, in der wir eigentlich gut im Spiel drin waren», sagte der Coach bei «MagentaSport». Man habe um jeden Meter gekämpft, konnte aber keinen Anschlusstreffer erzielen. «Es ist zwar bitter, aber mit der Art und Weise, wie die Mannschaft gekämpft hat, bin ich einverstanden», sagte Dotchev.
Zwickau lässt unerwartet Punkte liegen: Eigentlich wollte der FSV Zwickau den 2:0-Auswärtssieg von Halle veredeln. Doch gegen das bisherige Schlusslicht SV Meppen sprang nur ein 1:1 heraus. «Es fühlt sich an wie eine Niederlage», sagte Trainer Joe Enochs, sprach aber gleichzeitig von einem leistungsgerechten Unentschieden. Man habe nicht viele große Chancen, aber viele Strafraumszenen gehabt. Allerdings brauchte es ein Eigentor von Marvin Pourié, um wenigstens nicht zu verlieren.
Enochs befürchtet nun, dass es wieder Diskussionen auch um seine Person geben wird. «Mit dem Druck muss ich umgehen. Das ist der Trainerjob. Wir werden an Erfolg und Misserfolg gemessen. Klar, wir haben aus zwei Spielen vier Punkte geholt. Aber der Druck wächst immer, je länger die Saison dauert und wir unterm Strich sind», sagte der dienstälteste Trainer der 3. Liga im MDR.
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