Entsetzen über brennende Papiere vor Erfurter Synagoge
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Entsetzen über brennende Papiere vor Erfurter Synagoge

12.11.2023

Vor der Neuen Synagoge in Erfurt sind Zettel mit Solidaritätsbekundungen für die Menschen in Israel angezündet worden. Auf der mit Grabkerzen belegten Treppe vor der Synagoge brannten in der Nacht zum Sonntag Papierstücke, wie die Polizei mitteilte. Nach Angaben der Staatskanzlei hatten auf den Schreiben Menschen ihre Solidarität mit Israel bekundet. Die Beamten nahmen demnach zwei verdächtige betrunkene Männer aus Libyen vorübergehend fest, sie kamen aber wieder auf freien Fuß. Niemand sei verletzt worden, außerdem sei an der Synagoge selbst kein Schaden entstanden.

Nach Angaben von Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) handelt es sich bei den beiden Verdächtigen um Asylbewerber. Er verurteilte die Tat auf der Plattform X (vormals Twitter). «Wer so etwas tut, hat seinen Schutzstatus bei uns verwirkt», schrieb er.

Ramelow sieht rote Linie überschritten

«Das ist keine Ordnungswidrigkeit, das ist auch kein Dummejungenstreich, hier wurden ganz klar rote Linien überschritten», sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) laut einer Mitteilung. Wer Hand an Synagogen oder Kirchen lege, könne für sich selbst keinen Schutz geltend machen, denn er verstoße gegen die Schutzregeln zur Religionsfreiheit in der Verfassung.

Der Vorfall müsse streng geprüft und aufgeklärt werden, forderte Ramelow. «Das muss jetzt schnell und eindeutig eine Reaktion des Staates nach sich ziehen, denn an solche Übergriffe wollen wir uns in Thüringen nicht gewöhnen.»

Ramelow erklärte, es sei beschämend, «dass jüdische Bürgerinnen und Bürger nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel auch in Deutschland um ihre Sicherheit fürchten müssen und dass sie Opfer von Diskriminierung und Gewalt werden». Das gelte gerade jetzt, wenige Tage nach dem 9. November, an dem vor 85 Jahren in der Pogromnacht die Nationalsozialisten schwerste Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung verübten.

CDU-Chef Voigt: Täter ausweisen

Der Thüringer CDU-Chef Mario Voigt erklärte: «Wer so etwas macht, muss unverzüglich ausgewiesen werden.» Die Tat zeige, dass Jüdische Einrichtungen in diesen Zeiten besseren Schutz bräuchten. «Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie importierter Antisemitismus in unseren Städten Raum greift.» Es brauche eine Wende in der Migrationspolitik.

Seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel ist es bundesweit zu etlichen antisemitischen Vorfällen gekommen: Israelflaggen wurden heruntergerissen oder Haustüren mit einem Davidstern beschmiert.

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© dpa-infocom, dpa:231112-99-916049/3

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