Egon Krenz stellt Teil zwei seiner Erinnerungen vor
Der frühere DDR-Staats- und Parteichef Egon Krenz hat am Mittwochabend den zweiten Band seiner Erinnerungen vorgestellt. Bei einer Veranstaltung im ehemaligen Berliner Haus der Zeitung «Neues Deutschland» verteidigte der 86-Jährige die DDR, die besser als ihr Ruf und «viel mehr als eine Fußnote der Weltgeschichte» gewesen sei.
Krenz hob unter anderem auf den Kalten Krieg ab, in dem die DDR mit ihrer damals sogenannten Politik der friedlichen Koexistenz zum Gleichgewicht zwischen den Blöcken und damit dazu beigetragen habe, dass kein heißer Krieg entstanden sei. «Diese DDR war trotz aller Unvollkommenheit und Unfertigkeit, von Fehlentwicklungen und Störfaktoren der friedliebendste Staat, der je auf deutschem Boden existierte», meinte Krenz.
Heute sei das anders. «Das Wort Frieden scheint für viele Politiker ein Fremdwort geworden zu sein», sagte Krenz. «Vor unseren Augen geschieht im Gazastreifen einen Völkermord, und die deutsche Regierung schickt Waffen und Munition nach Israel», sagte er, ohne zu erwähnen, dass Israel mit dem Krieg im Gazastreifen auf das Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 reagiert hat.
Die Bundesregierung unterstütze auch den «Stellvertreterkrieg in der Ukraine», der sich ausweiten könne, kritisierte Krenz. Deutschland müsse aber nicht kriegstüchtig, sondern friedensfähig sein, so der 86-Jährige. Unerwähnt ließ er, dass Russland die Ukraine im Februar 2022 völkerrechtswidrig angegriffen hat.
Sein neues Buch heißt «Gestaltung und Veränderung. Erinnerungen» und umfasst Ereignisse zwischen 1974 und 1988. Den ersten Teil seiner Erinnerungen mit dem Titel «Aufbruch und Aufstieg» hatte er im Juli 2022 vorgestellt. Dabei ging es um die Zeit seiner Geburt im Jahr 1937 bis 1973. Geplant ist noch ein dritter Teil, in dem es dann auch um Wende und Mauerfall 1989 gehen soll.
Krenz stand im Herbst 1989 als Nachfolger von Staats- und Parteichef Erich Honecker für 50 Tage an der Spitze der DDR, bevor er während der friedlichen Revolution zurücktrat. Im August 1997 wurde er wegen der tödlichen Schüsse an der innerdeutschen Grenze vom Landgericht Berlin wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten verurteilt, die er 1999 antrat.
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