Das Landgericht Gera befindet sich im Justizzentrum., © Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa
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Drogen über Kryptochats verkauft? Bandenprozess gestartet

23.02.2022

Kryptochats, rund 100 Kilogramm Drogen und ein weltweiter Schlag gegen die organisierte Kriminalität: Begleitet von strengen Sicherheitsvorkehrungen müssen sich seit Mittwoch zwei Mitglieder einer mutmaßlichen Drogenbande vor dem Landgericht Gera verantworten. Sie waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Zuge der weltweiten Operation «Trojan Shield» aufgeflogen, bei der im vergangenen Jahr Hunderte Menschen weltweit festgenommen wurden. Zum Prozessauftakt schwiegen die beiden Männer zu den Vorwürfen gegen sie.

Etliche Polizeibeamte, teils mit Maschinenpistolen bewaffnet, sicherten am Mittwoch das Gerichtsgebäude. Einer der beiden Angeklagten - der laut Anklage der Kopf der Bande gewesen sein soll - wurde mit Fußfesseln in den Gerichtssaal geführt und durfte diese auch nach Protest nicht abnehmen. Er verweigerte daraufhin auch die Angaben zu seinen Personalien. Außerdem muss sich der 37-jährige mutmaßliche Kurier der verkauften Drogen seit Mittwoch vor Gericht verantworten.

Für den Prozess sind vorerst 29 Termine bis Mitte Oktober angesetzt. Das Verfahren gegen den Dritten im Bunde wurde abgetrennt und soll zu einem späteren Zeitpunkt starten. Die Männer sitzen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen bandenmäßigen Drogenhandel vor. Auf bandenmäßigen Drogenhandel steht eine Mindestfreiheitsstrafe von fünf Jahren.

Insgesamt gehe es um Dutzende größere Geschäfte mit Drogen und Schusswaffen. Knapp 50 Kilogramm Methamphetamin, 34 Kilogramm Marihuana, 10 Kilogramm Amphetamin, eine größere Menge Kokain und vier Schusswaffen sollen sie verkauft haben. Allein die Verlesung der Anklageschrift dauerte eine knappe Stunde. Die Drogen sollen sie von Großhändlern in Halle oder Berlin bezogen und dann an kleinere Händler weitergegeben haben.

Im Zuge der weltweiten Operation «Trojan Shield» waren im Juni 2021 weltweit über 800 Menschen festgenommen worden, 70 davon in Deutschland. Die Banden sollen dabei über verschlüsselte Messengerdienste - sogenannte Kryptochats - kommuniziert haben, bei denen die Ermittler mitlesen konnten. Das FBI hatte dafür eine eigene Verschlüsselungs-App konstruiert und die Daten auch an die Ermittler in Deutschland weitergegeben.

© dpa-infocom, dpa:220223-99-254859/3

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