Dringend gesucht: Busfahrer
Thüringens Nahverkehrsbetrieben fehlen Busfahrerinnen und Busfahrer. «Alle sind immer auf der Suche, ständig laufen Ausschreibungen, auf die es aber kaum Resonanz gibt», sagte Jennifer Santana, Sprecherin des Verkehrsverbunds Mittelthüringen (VMT). Viele Verbundunternehmen berichteten von seit Jahren fallenden Bewerberzahlen und immer weniger qualifizierten Bewerbern.
«Bei manchen ist die Lage schon akut, andere sehen Schwierigkeiten in der Zukunft», so Santana. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden in den nächsten Jahren in Rente gehen, ohne dass sich Nachfolger abzeichneten.
In extremen Krankheitsfällen würde der Fahrbetrieb schon jetzt etwa in Erfurt nicht immer vollständig aufrechterhalten werden können. Jena würde bereits mit einem reduzierten Fahrplan arbeiten. Mancherorts würden sogar Verwaltungsangestellte der Unternehmen einspringen, die früher Bus gefahren sind, um etwa den Schülerverkehr zu gewährleisten, sagte Santana.
Dem Verbund Mittelthüringen gehören 15 Verkehrsunternehmen an. Er umfasst die Städte Erfurt, Weimar, Jena und Gera sowie die Kreise Gotha, Weimarer Land, Saale-Holzland, Saalfeld-Rudolstadt und Saale-Orla.
Aber auch Unternehmen außerhalb des Verbunds berichten von ähnlichen Situationen. Zwar musste der Fahrplan noch nicht eingeschränkt werden, sagte Sina Fleischmann, Vorstand des Verkehrsunternehmens Wartburgmobil. «Die bisherige Stabilität steht jedoch auf wackligen Füßen: Von den 144 Busfahrern beim Verkehrsunternehmen Wartburgmobil sind fast die Hälfte zwischen 55 und 64 Jahren alt, der Eintritt ins Rentenalter ist also absehbar.» Innerhalb der kommenden neun Jahre müssten etwa 70 Fahrerstellen neu besetzt werden.
Aber woher sollen die Fahrer kommen? Übereinstimmend heißt es von Santana und Fleischmann, dass die Unternehmen nicht an Werbung sparten. Sie besuchten Jobmessen, nutzten die Sozialen Medien und Netzwerke. Auch um Quereinsteiger, etwa Berufskraftfahrer, würde geworben. Doch diese seien häufig auch nicht mehr die allerjüngsten, berichtet Fleischmann. Manche Betriebe zahlten sogar für den relativ teuren Führerschein, der zum Linienbusfahren nötig ist, so Santana. Die Städtischen Nahverkehrsgesellschaft mbH Suhl/Zella-Mehlis (SNG) und die MBB Meininger Busbetriebs GmbH hatten jüngst gar einen Aktionstag, um Mitarbeiter zu werben.
Ausländische Fachkräfte könnten Abhilfe schaffen. Dafür sei aber mehr Unterstützung bei Sprachkursen nötig. Und die seien gerade im ländlichen Gebiet, wo die Not in der Regel noch größer sei, nicht so einfach zu finden, sagte Santana. Auch Fleischmann berichtete, dass mangelnde Sprachkenntnisse ein Problem seien.
«Lange tägliche Dienstzeiten und Dienstunterbrechungen zwischen den Stoßzeiten im Schülerverkehr sind laut Aussage der Busfahrer wenig attraktiv», sagt Fleischmann. Allerdings versuche jedes Unternehmen, die Planung so zu optimieren, dass diese negativen Aspekte minimiert werden. Die Bezahlung - so Fleischmann und Santana übereinstimmend - müsse sich nicht hinter der anderer Branchen verstecken. Fleischmann sieht dagegen noch einen anderen wichtigen Aspekt: «Generell muss die öffentliche Wertschätzung des Berufs steigen.»
© dpa-infocom, dpa:230326-99-91685/2