Die schaurigsten Orte Thüringens , © SioMotion
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Die schaurigsten Orte Thüringens

Die ANTENNE THÜRINGEN Lost Place Tour

06.11.2023

Unser Reporter Andreas Heidenreich hat sich auf die Suche nach den schaurigsten und unheimlichsten verlassenen Orten in Thüringen begeben. Er ist dabei in eine fremde und düstere Welt eingetaucht, voller Geheimnisse aus vergangenen Zeiten. 

Das Haus der Amish

In diesem mysteriösen Haus wohnte einst die Familie Heft. Doch diese Familie war alles andere als gewöhnlich. Sie war eine verschworene Glaubensgemeinschaft, angeführt von Herr Heft. Dieser war ein ehemaliger US-amerikanischer Soldat, der am Ende seiner Dienstzeit nach Deutschland versetzt wurde. Doch anstatt seine Uniform an den Nagel zu hängen, erkannte er hier eine einzigartige Gelegenheit, seinen Glauben zu verbreiten.

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Herr Heft hatte eine ehrgeizige Vision: Er wollte eine streng christliche Großfamilie gründen, die nach seinen ganz eigenen Ideologien lebte. Diese Großfamilie setzte sich aus vielen, teilweise nicht miteinander verwandten Familien zusammen, die in enger Gemeinschaft zusammenlebten.

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Die Heft Family verfolgte verschiedene, teils bizarr anmutende Ansichten und fühlte sich eng verbunden mit US-amerikanischen Glaubensgemeinschaften wie "The Voice of the Martyrs" und "Harvest International Ministries". Diese Gruppen hatten ihre ganz eigenen, exzentrischen Weltbilder. Doch das Besondere an der Heft Family war ihre vollkommene Isolation von der Außenwelt. Für die Nachbarn waren sie ein Rätsel, ein Geheimnis in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft.

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Mit dem Tod von Herrn Heft, brach die Heft Familie auseinander und ließen so gut wie alles vor Ort zurück. Die Einrichtung des Anwesens wirkt wie aus einer anderen Zeit. Sie erinnert stark an Szenen aus Filmen über die Amish-Gemeinschaften. Hier war nichts Deutsch, sogar die Putzmittel und Lebensmittel stammten aus den USA. Die prächtigen Tapeten und die Möbel zeugten von längst vergangenen Zeiten.

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Sanatorium Schwarzeck

Das ehemalige, verlassene Sanatorium Schwarzeck in Bad Blankenburg zählt zu den berühmtesten Lost Places in Thüringen.

Die Ursprünge des Sanatoriums Schwarzeck sind so verworren wie geheimnisvoll. Alles begann im Jahr 1872, als die Turmvilla "Berta" errichtet wurde. Doch die majestätische Villa hatte zunächst rein gar nichts mit einem Sanatorium zu tun. Sie diente vielmehr forstwirtschaftlichen Zwecken und schien weit entfernt von jeglichen medizinischen Ambitionen zu sein.

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Erst im Jahr 1893 wurde in einem der vier Gebäude auf dem Grundstück die Kur- und Wasserheilanstalt "Bad Schwarzeck" ins Leben gerufen. Zu dieser Zeit waren die Gebäude noch nicht miteinander verbunden.

Durch An- und Umbauten nahm das Sanatorium, das seit 1903 unter dem Namen "Thüringer Waldsanatorium Schwarzeck" bekannt war, langsam aber sicher seine heutige Form an. Doch in den dunklen Zeiten des Nationalsozialismus geriet das Sanatorium unter der Leitung des Arztes Paul Wiedemann in finanzielle Schwierigkeiten. Der Verlust zahlreicher jüdischer Kurgäste führte zu einem beträchtlichen Einkommensrückgang.

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Infolgedessen musste der Sohn von Paul Wiedemann, der 1935 verstarb, den gesamten Gebäudekomplex an die Luftwaffe des "Deutschen Reiches" verkaufen. Diese wandelte das Sanatorium in eine Ingenieurtechnische Schule um, eine ungewöhnliche Wendung für einen Ort, der einst der Gesundheit und Genesung gewidmet war. Gegen Ende des Krieges wurde das Schwarzeck erneut umgestaltet, diesmal als Rehabilitationsklinik für die kriegsgeschädigten Mitglieder der Luftwaffe.

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Nach dem Krieg nutzte die SED-Partei im aufstrebenden DDR-Staat das Schwarzeck ab 1947 als Bezirksparteischule Rosa Luxemburg für ihre Zwecke. Erst nach der deutschen Wiedervereinigung erwarb die städtische Wohnungsbaugesellschaft von Bad Blankenburg das gesamte Anwesen und verwendete es als Ausweichquartier für die Sportschule.

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Kurz darauf wurde das Schwarzeck als "Hotel Schwarzeck GmbH" wiedereröffnet, doch schon im Jahr 1996 musste es erneut seine Türen schließen. Im Jahr 2003 erwarb die Berliner Klinikbetrieb Störtal GmbH das Anwesen, nur um ein Jahr später bankrott zu gehen. Seitdem liegt das Sanatorium im Dornröschenschlaf.

Heute kümmert sich ein Verein um den Erhalt dieses faszinierenden Lost Places, dessen Sanierungskosten schätzungsweise auf satte 20 Millionen Euro veranschlagt werden. Wer weiß, welche Geheimnisse und Geschichten noch in den alten Mauern des Schwarzecks schlummern?

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Porzellanfabrik Gräfenthal

Tief verborgen in den dichten Wäldern von Gräfenthal, einem beschaulichen Ort in Thüringen, schlummerte jahrzehntelang ein düsteres Geheimnis. Die Porzellanfabrik "Weiß, Kühnert und Co" hatte im Jahre 1891 ihre Pforten geöffnet und war bis 1992 ein lebendiges Zentrum für die Herstellung von edlem Porzellan. Doch dann verfiel sie für ganze 30 Jahre in einen mysteriösen Dornröschenschlaf.

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Im März 2022 stieß dann ein Ehepaar aus dem fernen Bodensee, Chris und Isabella Fuchs, zufällig auf das gruselige Schmuckstück und verliebten sich augenblicklich in den Charme des verfallenen Gebäudes. Für gerade einmal 500 Euro erwarben sie das Anwesen, nur zwei Tage bevor der Landkreis den Abriss des Südflügels plante.

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Seitdem haben Chris und Isabella Fuchs es sich zur Aufgabe gemacht, dieses historische Juwel Stück für Stück wiederzubeleben. Mit Hingabe und einem Hauch von Abenteuerlust haben sie begonnen, die vergessenen Hallen der Fabrik zu restaurieren. 

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Einen Teil des Gebäudes wollen sie aber im Originalzustand lassen. Ihr Ziel ist es, die Fabrik in einen Schauplatz für aufregende Lost-Places-Events zu verwandeln, die das Herz eines jeden Abenteurers höherschlagen lassen.

Am 30. und 31. Oktober dieses Jahres erwartet die Besucher außerdem zum 1. Mal ein ganz besonderes Halloween-Grusel-Special.

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Die alte Porzellanfabrik in Gräfenthal erwacht aus ihrem Schlaf, und mit Chris und Isabella Fuchs wird sie zu einem Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart auf faszinierende Weise verschmelzen. Wer weiß, welche Geheimnisse und Geschichten in den dunklen Ecken dieser einst verlorenen Fabrik noch darauf warten, enthüllt zu werden?

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 ANTENNE THÜRINGEN

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