Die Beatles und die DDR: Sachbuch beleuchtet Musikgeschichte
Man müsse ja nicht allen «Dreck» mitmachen, der aus dem Westen komme, und mit diesem «Je je je» müsse man Schluss machen. Mit diesen Worten leitete der Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht 1965 einen Wandel in der «Beat-Politik» der DDR ein. Waren bis dahin noch ganze Platten mit Titeln wie «Big Beat» bei der staatlichen Plattenfirma Amiga erschienen, war danach erstmal Schluss. 44 Leipziger Beatbands wurden verboten, lange Haare geächtet. Ein «Beat-Aufstand» in Leipzig war die Folge, woraufhin der Straftatbestand des «Rowdytums» in das DDR-Strafgesetz aufgenommen wurde.
So ist es im Buch «Schluss mit dem Yeah, Yeah, Yeah? Die Beatles und die DDR» zu lesen. Darin beleuchtet Musikjournalist Wolfgang Martin verschiedene Facetten der Beziehung zwischen Beatfans, den Beatles und der Kulturpolitik der DDR. Künstler, Musiker und Vertreter von Beatles-Fanclubs kommen zu Wort.
Persönliche und musikgeschichtliche Chronik
Bereits als Internatsschüler, dessen Eltern bei der «Vollendung der sozialistischen Revolution» in Kuba mithalfen, wurde Martin Beatles-Fan. Seine Freunde beschäftigten sich mit Fragen wie: Beatles oder Stones? Für Martin war klar: beide. Die rebellische Musikkultur entsprach jedoch nicht den Vorstellungen der DDR-Führung. Die Jugend trete der «amerikanischen Unmoral und Dekadenz» nicht offen entgegen, fand Erich Honecker (Staatsratsvorsitzender von 1976 bis 1989). Das gelte auch für den Jugendradiosender DT64, bei dem Martin später die Musikredaktion leiten würde.
Das Buch ist eine persönliche und musikgeschichtliche Chronik der Beatles-Rezeption in der DDR von den frühen 60er Jahren bis zur Zeit nach dem Mauerfall. Immer wieder schildert der Beatles-Fan eigene Eindrücke und arbeitet so die Bedeutung der britischen Band für den Ost-Rock heraus - genauso wie die Widerstandsfähigkeit von Jugendkulturen gegen Vorschriften von oben. Gewidmet ist es «allen Vätern, die in den 1960er-Jahren ihren Söhnen gegen ihren Willen die Haare schnitten».
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