Diakonie fordert mehr Hilfe für Menschen in Not
Die Diakonie Mitteldeutschland schlägt Alarm: Immer mehr Menschen sind nach ihren Angaben für das tägliche Leben auf die Hilfe der Tafeln angewiesen. Zugleich seien die Lebensmittelspenden aus Supermärkten und Bäckereien in den letzten Monaten deutlich zurückgegangen, teilte ein Sprecher des Wohlfahrtsverbandes am Dienstag in Halle mit. Unter dem Dach der Diakonie Mitteldeutschland gibt es 14 Tafeln mit 24 Ausgabestellen in Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Bei Molkereiprodukten, Obst und Gemüse seien Spenden teilweise ein Drittel weniger geworden, bei Mehl, Zucker und Reis sogar um 50 Prozent. Zugleich stiegen die Kosten für die Tafeln, etwa die Energiekosten für die Räumlichkeiten, wo die Waren ausgegeben werden und die Transportkosten, um Lebensmittelspenden abzuholen.
Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland, Christoph Stolte, forderte mehr finanzielle und materielle Hilfen für die Tafeln. Politik und Gesellschaft dürften aber zugleich nicht aus ihrer sozialen Verantwortung gegenüber Menschen in Not entbunden werden. Tafeln seien weder die Lösung noch das eigentliche Problem. «Sie können Armut strukturell nicht beseitigen, aber sie verfestigen die Armut auch nicht», sagte Stolte.
«Wer Hartz IV, eine Armutsrente oder Asylbewerberleistungen bezieht, kann oft einfache und alltägliche Bedürfnisse nicht mehr über einen Einkauf im Supermarkt befriedigen», sagte er. Die Regelsätze und die davon abgeleiteten Sozialleistungen seien zu niedrig. Steigende Wohn- und Energiekosten erhöhten den wirtschaftlichen Druck für Menschen mit geringen Einkünften zusätzlich. Die Diakonie Mitteldeutschland ist die Wohlfahrtsorganisation der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Sie hat Einrichtungen in Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen und Brandenburg.
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