Dächer und Schornsteine von Reihenhäusern., © Frank Rumpenhorst/dpa/Archivbild
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Deutlicher Rückgang bei Zwangsversteigerungen in Thüringen

07.05.2023

Die Zahl der Immobilien-Zwangsversteigerungen hat sich in Thüringen innerhalb von zehn Jahren mehr als halbiert. Im vergangenen Jahr erteilten Amtsgerichte bei 362 zur Versteigerung gebrachten Häusern, Eigentumswohnungen, baureifen Flächen, unbebauten Grundstücken sowie Agrar- und Forstflächen den Zuschlag, wie aus dem aktuellen Immobilienmarktbericht des Landesamtes für Bodenmanagement und Geoinformation hervorgeht. Zehn Jahre zuvor waren es 728. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Anträge auf Zwangsversteigerung von 1399 (2013) auf 751 (2022), wie das Justizministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. In den 1990er Jahren und bis kurz nach der Jahrtausendwende waren es bis zu 3000 Anträge jährlich.

In der Entwicklung schlägt sich nach Einschätzung des Ministeriums die in Jahren niedriger Sparzinsen große Nachfrage nach Immobilien auf dem freien Markt nieder. Bei guter Marktlage für Immobilien werde der Weg der Zwangsversteigerung seltener gegangen, teilte eine Sprecherin mit. Auf dem Immobilienmarkt könnten bessere Preise als bei Zwangsversteigerungen erzielt werden, schätzten auch die Amtsgerichte in Meiningen und Jena ein.

Anders als in früheren Jahren, als viele Immobilien nur schwer Käufer bei Versteigerungen fanden und mehrere Anläufe nötig waren, gebe es heutzutage kaum noch «Ladenhüter», sagte Raik Schneider, Direktor des Amtsgerichtes Meiningen, das für Versteigerungen im Kreis Schmalkalden-Meiningen zuständig ist. Wenn doch, dann liege das am schlechten Bauzustand oder der ungünstigen Lage. In der Regel reiche allerdings ein Versteigerungstermin für eine erfolgreiche Veräußerung. «Ladenhüter gibt es praktisch nicht mehr», sagte auch eine Sprecherin des Amtsgerichts Jena, das für die Stadt Jena und den Saale-Holzland-Kreis zuständige Versteigerungsgericht.

Auffällig sei auch, dass Immobilien heute weniger wegen Überschuldung versteigert würden, sagte Schneider. Den größten Anteil der Versteigerungen mache derzeit die Aufteilung von Erbengemeinschaften aus, ein Teil sei auch Folge von Ehescheidungen. Ähnliches beobachtet auch das Amtsgericht Jena. Bei den Immobilienarten ist Schneider zufolge zu beobachten, dass sich der Anteil von Agrar- und Gartenland gemessen an der Gesamtzahl der Verfahren stark erhöht habe.

Thüringenweit brachten Zwangsversteigerungen laut Landesamt 2022 insgesamt knapp 24 Millionen Euro ein, was einem Durchschnittserlös von gut 66.000 Euro je versteigerter Immobilie entspricht.

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