Der Selbstbestimmte: Gerd Schädlich gestorben
Das Fußball-Geschäft muss nicht immer Show sein. Doch die Protagonisten, denen es um den Sport und nicht ums große Geld geht, werden immer weniger. Einer von ihnen ist in der Nacht zum Samstag für immer gegangen: Gerd Schädlich. Mit nur 69 Jahren. Eine lange Krankheit siegte über einen Mann, der vor allem in Sachsen unvergessen bleiben wird. Das, was er für den Fußball im Freistaat vor und nach der Wende geleistet hat, setzt ihm ein Denkmal.
Entsprechend reagierten die Vereine, für die der Fußball-Lehrer arbeitete. «Es ist unfassbar traurig und so schwer, derzeit Worte zu finden oder die Tragweite für uns zu erfassen. Gerd Schädlich war eine Konstante, ein Mensch und Arbeiter, der still und immer ohne Aufsehen um seine Person für den Verein da war und dessen Erfolg über alles stellte», sagte die Vorstandsvorsitzende von Schädlichs Stammverein Chemnitzer FC, Romy Polster, und betonte: «Mit seiner ruhigen und fast schon väterlichen Ausstrahlung fühlte man sich in seiner Gegenwart stets wertgeschätzt, geachtet und unterstützt. Mit dem heutigen Tag haben wir einen ganz großen Fußballer, Menschen und Freund verloren.»
Uwe Leonhardt, Präsident des FC Erzgebirge Aue, bei dem Schädlicch mit achteinhalb Jahren die längste Dienstzeit hatte, sagte: «Wir hatten Seite an Seite wunderbare und erfolgreiche Jahre in Aue. Ohne ihn wäre unser Verein heute nicht das, was er ist. Gerd hat uns in seiner Ära in den bezahlten Fußball geführt, gekrönt mit dem Aufstieg 2003. Er war ein wahnsinnig disziplinierter Trainer, vor allem aber ein wunderbarer Mensch. Er hat nie die Fehler bei anderen gesucht und auch in Krisenzeiten immer Zuversicht ausgestrahlt.»
Und auch beim FSV Zwickau, den Schädlich 1994 in die 2. Bundesliga führte und mit dem er 1995/96 den Aufstieg ins Oberhaus als Fünfter nur knapp verpasste, reagierte bestürzt: «Machs gut Gerd - Wir werden dich nie vergessen», steht auf der Homepage des Clubs.
Der Trainer Gerd Schädlich, der seine aktive Karriere beim FC Karl-Marx-Stadt schon mit 25 Jahren wegen einer langwierigen Verletzung beenden musste, war etwas Besonderes. Wachsame Augen, sein markanter Oberlippenbart, vor allem aber das leichte Lächeln, dass er zumeist seinen Gesprächspartnern schenkte, waren vereinnahmend. Schädlich strebte nach dem für sich ausgemachten maximalen Erfolg. Dazu brauchte er keine Top-Clubs. Er machte mit wenig Mitteln auch aus unbekannten Mannschaften anerkannte Vereine. Unvergessen vor allem die BSG Aufbau dkk Krumhermersdorf. Der Aufstieg in die DDR-Liga galt als Sensation. Krumhermersdorf sollte für immer der kleinste Ort sein, der im DDR-Unterhaus präsent war.
Mit Sachsen blieb Schädlich immer verwurzelt, trainierte fast ausschließlich Mannschaften auf dem Territorium des Freistaates. Zu seinen Teams gehörten auch Aktivist Schwarze Pumpe, FSV Hoyerswerda, Stahl Riesa und der FC Sachsen Leipzig, bei denen er seine Spuren hinterließ. Sein Erfolgsrezept war die Akribie, vor allem auch seine ruhige, überzeugende Art, wie er seinen Spielstil vermittelte. Natürlich konnte Schädlich auch laut und hart sein, dabei aber nie unfair. Und noch ein Markenzeichen hatte er: Schädlich blieb immer selbstbestimmt. Wenn er merkte, dass er einer Mannschaft nicht mehr viel vermitteln konnte, zog er von sich aus einen Schlussstrich.
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